Einkommensteuer:Merkels Zukunftsexperten empfehlen Familiensplitting

Bislang kennt das deutsche Steuerrecht nur das Ehegattensplitting - das Gehalt wird dabei rechnerisch auf die beiden Ehegatten aufgeteilt. Nun fordert ein Expertengremium die Einführung eines sogenannten Familiensplittings. Das könnte die Steuerlast für kinderreiche Familien erheblich reduzieren.

Drei Fragen soll der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingerichtete Zukunftsdialog beantworten: "Wie wollen wir lernen?", "Wie wollen wir zusammenleben?" und "Wovon wollen wir leben?". Der Vorschlag, den ein Expertengremium nun gemacht hat, berührt vor allem die letzte Frage. Familien mit Kindern sollen steuerlich besser gestellt werden - und damit mehr Geld zum Leben haben. Dafür schlagen die Experten eine Neuerung bei der Berechnung der Einkommenssteuer vor: das Familiensplitting.

Anders als beim derzeit gültigen Ehegattensplitting soll das Familieneinkommen künftig durch die Zahl aller Familienmitglieder geteilt werden. Kinderreiche Familien würden damit besser gestellt als kinderlose Paare. Die Experten fordern von der Politik eine massive Aufwertung der Familie. Damit soll es für Eltern im kinderarmen Deutschland attraktiver werden, größere Familien zu gründen.

Wie das Familiensplitting konkret funktioniert, zeigt sich am Beispiel von Frankreich, wo das Steuerrecht bereits familienfreundlicher gestaltet worden ist. Bei einer Familie ohne Kinder wird das Einkommen der beiden Ehepartner - wie beim Ehegattensplitting in Deutschland - addiert, durch zwei geteilt und dann doppelt besteuert. Bei einer Familie mit Kindern wird das Familieneinkommen durch alle Mitglieder geteilt, wenn auch nicht jedes Kind gleich zählt.

Die Zahl, durch die das Familieneinkommen geteilt wird, berechnet sich aus den einzelnen Divisoren der Familienmitglieder. Für jeden Elternteil gilt der Divisor 1, die Kinder schlagen jeweils mit 0,5 zu Buche - für das dritte Kind können die Eltern den Divisor 1 in Anspruch nehmen.

Kommt das Familiensplitting also nach Deutschland? Das wird derzeit in der Union diskutiert. In CSU und der Opposition sieht man das Vorhaben skeptisch. Und auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) will die bisherigen Steuerregeln des Ehegattensplittings nicht ändern. Eine Umwandlung in ein Familiensplitting sei zwar eine gute Idee, aber zu teuer, sagte Schröder. Dies würde rund zehn Milliarden Euro im Jahr kosten. "Das ist im Moment einfach nicht realistisch", sagte die Ministerin.

Der Vorschlag der Expertenkommission geht auch auf die Bedenken hinsichtlich der zusätzlichen Kosten des Familiensplittings ein. "Um die fiskalischen Auswirkungen zu begrenzen, könnte der Splitting-Divisor pro Familienmitglied kleiner sein als 1 (z.B. 0,8). Gleichzeitig sollte der Divisor für jedes weitere Kind ansteigen", schlägt das Gremium vor.

Sollte das Familiensplitting in Deutschland umgesetzt werden, hätte das Einfluss auf eine weitere Frage, auf die bei Merkels Zukunftsdialog eine Antwort gesucht wird: "Wie wollen wir zusammenleben?" In einer Familie mit Kindern zu leben, hätte dann womöglich weitere Vorteile als bisher.

Linktipp: Hier finden Sie die Zusammenfassung der Ergebnisse des Expertendialogs der Kanzlerin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: