Einigung mit Schaeffler in Sicht:Conti legt Kaufvertrag vor

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Der Widerstand bröckelt: Erstmals hat Continental konkrete Bedingungen für eine Übernahme durch Schaeffler formuliert. Doch nun tobt ein erbitterter Machtkampf in der Konzernführung.

Der Autozulieferer Continental wehrt sich offenbar nicht mehr gegen eine Übernahme durch den Familienkonzern Schaeffler: Der Hannoveraner Konzerns habe dem Unternehmen aus Franken einen Kaufvertrag vorgelegt, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD) in ihrer Montagsausgabe. Allerdings soll Conti in diesem Vertrag klare Bedingungen stellen. So fordere der Automobilzulieferer einen höheren Preis und Garanten für die Arbeitnehmerseite. Außerdem solle Schaeffler das Risiko bei bestimmten Krediten ausgleichen, die Conti im Falle einer Übernahme mit den Banken neu aushandeln müsse.

Der Widerstand bröckelt: Continental hat offenbar Bedingungen für eine Übernahme durch Schaeffler gestellt. (Foto: Foto: AP)

Schaeffler hatte allen Aktionären angeboten, ihre Aktien für 70,12 Euro pro Stück zu übernehmen. Die Annahmefrist endet am 27. August. Davor müsse ein Vertrag stehen, sonst würde Schaeffler feindlich einsteigen, hieß es dem Bericht zufolge bei Conti. "Das wäre für beide Seiten negativ", verlautete im Umfeld der Unternehmen. Die Gespräche seien nun intensiver geworden.

Ein entscheidender Knackpunkt dabei ist der Preis: Der Vorstand und der Aufsichtsrat von Continental haben Schaefflers Angebot mehrfach als zu niedrig bezeichnet. Finanzanalysten sehen den fairen Wert der Aktie eher bei 80 Euro bis 90 Euro. Diesen Betrag hätten auch Investmentbanken errechnet, die ihre Ergebnisse am Mittwoch voriger Woche dem Aufsichtsrat des Unternehmens vorlegten, berichtet die FTD.

Höheres Angebot

Schaeffler hatte vorige Woche angeboten, seine Offerte auf 75 Euro zu erhöhen. Bei einem deutlich höheren Kaufpreis müsste Schaeffler aber befürchten, dass weit mehr Aktionäre das Angebot des Unternehmens annehmen würden. Die Firmengruppe aus Herzogenaurach will aber nur einen Anteil von gut 30 Prozent an seinem Rivalen erwerben und strebt keine komplette Übernahme an. In dem Vertragsentwurf sei kein Preis festgelegt, hieß es. Erst einmal müssten alle anderen Punkte geklärt sein.

Die Conti-Führung pocht zudem darauf, dass Schaeffler für steuerliche Nachteile aufkommt, die das Unternehmen aus Hannover erleiden würde. So könnten bestimmte Verlustvorträge nicht mehr genutzt werden, um den Gewinn zu drücken. Zudem erhofft sich Continental offenbar eine Ausgleich bei Krediten, die man im Falle einer Übernahme mit den Banken neu verhandeln müsste. Die Kredite zum Kauf des Autozulieferers VDO von Siemens sehen demnach vor, dass die Verträge bei einem Eigentümerwechsel aufgelöst werden. Da die Zinsen seither gestiegen sind, müsste Conti für neue Kredite mehr bezahlen als bisher. Den Angaben zufolge rechnet das Unternehmen damit, dass Zinsausgaben von jährlich 600 Millionen Euro um rund 200 Millionen steigen könnten.

Die Arbeitnehmerseite von Conti soll zudem fordern, dass eine unabhängiger Wächter kontrolliert, ob Schaeffler die versprochenen Job-Garantien auch tatsächlich einhält.

Eklat in der Führung

Eine konkrete Zusage haben die Franken bereits gemacht: Manfred Wennemer soll auch nach einer möglichen Übernahme Continental-Chef bleiben. Es gebe keine Veranlassung, über eine Veränderung an der Spitze nachzudenken, sagte ein Schaeffler-Sprecher. "Wir wollen keine Veränderung. Wir schätzen Herrn Wennemer, er hat gute Arbeit geleistet", sagte der Schaeffler-Sprecher.

Unterdessen rumort es in der Conti-Führung offenbar ganz gewaltig. Laut einem Bericht der Welt gibt es bei dem Unternehmen ein Zerwürfnis zwischen Wennemer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hubertus von Grünberg. Grund sei die Verhandlungsstrategie in der entscheidenden Phase der Übernahmeschlacht mit der Schaeffler-Gruppe. Während Grünberg eine schnelle Einigung mit dem Familienunternehmen aus Herzogenaurach favorisiere, sehe sich Wennemer durch diese Haltung in seiner Verteidigungsstrategie behindert. Die Aktionäre würden so um ihre Übernahmeprämie gebracht.

Zum Eklat kam es dem Blatt zufolge vor der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Mittwoch. Grünberg habe Wennemer vorgeschlagen, dass der Vorstand die Verhandlungen nicht mehr allein, sondern gemeinsam mit Grünberg und dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden und Gewerkschaftsvorstand Werner Bischoff führen solle. Das habe Wennemer vehement abgelehnt.

© SZ vom 18.08.2008/dpa/ddp-bay/tob/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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