Einflussnahme bei Hochtief und Iberdrola:Frohes neues Jahr für ACS

Der Gegenwind ist stark, dennoch steht ACS-Chef Florentino Pérez bei zwei umkämpften Projekten vor dem Sieg. Alles deutet darauf hin, dass er sich Aktienpakete von Hochtief und Iberdrola im avisiertem Umfang sichern konnte.

J. Cáceres

Florentino Pérez hatte allen Grund, es zum neuen Jahr so richtig krachen zu lassen. Nicht so sehr in seiner Eigenschaft als Präsident des Fußballvereins Real Madrid, mit dem er in der spanischen Liga zurzeit nur Zweiter hinter dem Erzfeind FC Barcelona ist. Sondern als Vorstandsvorsitzender des spanischen Baukonzerns ACS. Allein sein Besitz an ACS-Aktien bescherte ihm - im schlimmsten Krisenjahr Spaniens - einen Vermögenszuwachs von zehn Millionen Euro.

Einflussnahme bei Hochtief und Iberdrola: Iberdrola-Windräder in Fuerteventura: Der spanische Energieversorger wehrt sich verzweifelt gegen die Umarmungsversuche durch den spanischen Baukonzern ACS.

Iberdrola-Windräder in Fuerteventura: Der spanische Energieversorger wehrt sich verzweifelt gegen die Umarmungsversuche durch den spanischen Baukonzern ACS.

(Foto: BLOOMBERG NEWS)

Vor allem aber hat er zum Jahreswechsel wichtige strategische Ziele erreicht. An diesem Dienstag wird ACS wahrscheinlich offiziell bestätigen, was spanische Medien seit Tagen unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise berichten: dass ACS wie angestrebt die 30-Prozent-Hürde bei Hochtief aus Essen genommen hat.

Am Montag erklärte eine Sprecherin, es gebe hier keinen neuen Stand, es gelte die vorweihnachtliche Mitteilung, wonach ACS 29,4 Prozent an Hochtief kontrolliere. Dafür verzeichnete ACS einen Triumph an der Heimatfront. Der Baukonzern aus Madrid teilte der spanischen Börsenaufsicht mit, nunmehr 20,2 Prozent am spanischen Energiekonzern Iberdrola zu kontrollieren.

Die Schlacht muss noch nicht geschlagen sein

ACS kommt damit dem Ziel näher, die Ergebnisse des hochprofitablen Iberdrola-Konzerns in der eigenen Bilanz aufgehen zu lassen. Dafür ist vonnöten, dass ACS einen signifikanten Einfluss auf Iberdrola nachweist - entweder durch einen Sitz im Verwaltungsrat, den Iberdrola ACS bislang verweigert. Oder aber durch einen mehr als 20-prozentigen Anteil.

Die Schlacht muss aber noch lange nicht geschlagen sein. Die Finanzzeitung Cinco Días zitierte namentlich nicht genannte Quellen aus dem Umfeld Iberdrolas dahingehend, dass es "nicht korrekt" sei, einen ACS-Anteil von 20 Prozent zu verbuchen, da ACS einen Teil davon nur über sogenannte Swaps kontrolliere.

Ohnehin toben zwischen ACS und Iberdrola längst Rechtsstreitigkeiten. ACS hatte den Konzern wegen der Verweigerung des Sitzes im Verwaltungsrat verklagt. Umgekehrt hat Iberdrola ein Handelsgericht angerufen, weil ACS seine Bilanz gefälscht haben soll.

Für ACS wäre die Konsolidierung der Iberdrola-Ergebnisse in der eigenen Bilanz vor allem deshalb von enormer Bedeutung, weil damit die Schuldenrate massiv gesenkt werden könnte. Ein 20-prozentiger Anteil am voraussichtlichen Iberdrola-Gewinn für 2010 würde für ACS mit wahrscheinlich mehr als 400 Millionen Euro zu Buche schlagen. Zuletzt waren die ACS-Schulden auf bis zu zehn Milliarden Euro gestiegen - vor allem durch den sechs Milliarden Euro teuren Einstieg bei Iberdrola.

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