Der Austausch von Geschenk gewordenen Banalitäten gehört zu Weihnachten wie die Sache mit dem Baum, der Krippe und den schiefen Tönen beim familiären Gesang. Das kann man nicht einfach einsparen, schon gar nicht aus finanziellen Erwägungen - weil der Wert eines Geschenks, so plump, unpassend und einfallslos es auch sein mag, eben ein ideeller ist.
Zugeben, man möchte nicht ausrechnen, wie viel Geld man so über die Jahre schon für Duftkerzen ausgegeben hat. Der Verbrauch ist enorm, schließlich ist die Duftkerze unter den Geschenken so etwas wie der berührungslose, in die Luft gehauchte Wangenkuss: Dafür braucht man sich nicht zu mögen. Aber höflich ist es trotzdem.
Die Duftkerze ist also ein Klassiker für Menschen, die man wahlweise überhaupt nicht kennt (häufig in der eigenen Verwandtschaft anzutreffen) oder nicht leiden kann (ebenfalls häufig in der eigenen Verwandtschaft anzutreffen).
Hoffen auf deutsche Geschenkekäufer
Dabei ist es ja auch nicht so, als wäre die Duftkerze nicht für jedermann als rein formaler Akt zu erkennen. Kein Mensch bekommt ein pittoresk verziertes Stück Wachs, sieht seine Seele erkannt und fühlt sich innig geliebt. Der Austausch von Duftkerzen ein Zugeständnis an die Konvention und wie das bei Konventionen eben so ist, profitieren am Ende alle davon, wenn sie eingehalten werden.
Genau betrachtet ist die Teilnahme am weihnachtlichen Einkaufswahnsinn aber auch aus wirtschaftlicher Sicht unausweichlich, vor allem in diesem Jahr. Da ist zum einen die labile Konjunktur, die sich, der Euro-Krise zum Trotz, langsam wieder zu einem Aufschwung hochrappelt.
Würden sich die Bundesbürger nun jener Nüchternheit verschreiben, die ihnen - zu Unrecht natürlich! - so gerne nachgesagt wird, wäre das Weihnachtsgeschäft perdu - und das Vertrauen in das singuläre deutsche Wirtschaftswunder vielleicht auch. So gesehen können Griechen, Portugiesen und Spanier nur hoffen, dass die Deutschen fleißig Geschenke kaufen, sonst war's das mit Rettungsschirm und Transferunion.
Aber auch für die persönliche Finanzplanung ist exzessives Weihnachtsshopping eigentlich die einzig rationale Option. Denn, das muss man wirklich sagen, alle Versuche die eigene Kohle vor Inflation, Währungskrise oder sonstigen Unheilbringern zu bewahren, beruhen in diesen Tagen ja auf reiner Spekulation. Wer sagt, dass die eilig angeschaffte Immobilie nach dem wie immer gearteten Untergang noch Mieter finden wird? Eben. Ein Gebrauchtwagen für den halbwüchsigen Sohn hingegen findet immer einen dankbaren Abnehmer.
Immer gut beschriften
Aber auch wer nicht so viel Geld hat, das es zu investieren gilt, braucht sich dem Wahnsinn nicht zu entziehen. Denn in Wahrheit schlagen die sinnlosen Geschenken für sinnlose Verwandte nur einmal so richtig zu Buche - die Einstiegsgebühr für Neueinsteiger, sozusagen. Denn mit der Erfahrung in Sachen Geschenke-Reigen wächst auch die Geschenke-Kiste: Eine Ansammlung von unnötigem Zeug aus dem vergangenen Jahren.
Nirgendwo ist's billiger als zwischen den Glaskaraffen und Angora-Schals der Schwiegermutter aus den vergangenen fünf Jahren. (Allerdings, Achtung Anfänger: Immer gut beschriften, sonst kriegt Schwiegermama womöglich noch ihre eigene Karaffe zurück...)
Der mit Abstand wichtigste Grund aber, warum man dem Schenken keinesfalls abschwören sollte: Es gibt ja, rein theoretisch, auch die Möglichkeit was richtig Gutes abzugreifen. Kleines, glitzerndes Zeugs in samtenen Schächtelchen, das man sich niemals selbst gekauft hätte, zum Beispiel. Vielleicht aber auch eine verdammte Duftkerze. Oder zwei. Oder drei. Sind ja auch gar nicht unpraktisch, diese Dinger. Spätestens nächstes Jahr kann man die bestimmt wieder brauchen.