Ein Jahr nach der Ölpest:Das große Versagen

Es war das größte Fiasko in der Geschichte der USA: Vor einem Jahr explodierte die Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Monatelang strömten Millionen Liter Öl ins Meer. Wie groß die Schäden sind, ist bis heute unklar. Die Ölpest in Bildern.

21 Bilder

DAMAGE FROM BP OIL SPILL LINGERS A YEAR LATER

Quelle: AFP

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Vor einem Jahr explodierte die Ölplattform Deepwater Horizon und ging im Golf von Mexiko unter. Über Monate strömten Millionen Liter Öl ins Meer. Das größte Umwelt-Fiasko der US-Geschichte in Bildern.

Es ist eine Szene, die sich in die amerikanischen Köpfe gebrannt hat: Tiefblaues Meer, gleisendes Feuer, pechschwarze Wolke - und die Ahnung, dass das hier mehr sein wird, als ein "gewöhnlicher" Ölteppich.

Am 20. April explodierte die Ölplattform Deepwater Horizon mitten in der Nacht gegen 22 Uhr Ortszeit. Elf Arbeiter starben bei der Explosion, 115 überlebten.

Ein Jahr ist dieses Unglück nun her.

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Die Löschversuche von mehreren Schiffen aus blieben erfolglos. Zwei Tage nach der Explosion versanken die Überreste der Deepwater Horizon, die von den Firmen BP, Halliburton und Transocean betrieben wurde, im Golf von Mexiko. Doch erst dann fing der Kampf mit dem eigentlichen Problem an ...

A video image of leaking oil leaking from BP's well in the Gulf of Mexico

Quelle: REUTERS

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... denn durch die Erschütterung war das Rohr zwischen Bohrloch und Plattform geborsten. Für solche Vorfälle gibt es eigentlich ein Sicherheitsventil, welches die Öffnung abdichtet. Doch ausgerechnet in diesem spektakulären Fall versagte der sogenannte Blowout-Preventer.

Das Öl aus dem unterirdischen Macondo-Ölfeld konnte durch die Öffnung frei in den Ozean fließen - die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA begann.

Quälende 87 Tage lang strömte Öl ins Wasser, eine unvorstellbare Menge von 780 Millionen Litern.

One Year Anniversary Of BP Oil Spill Approaches

Quelle: AFP

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Die Deepwater Horizon befand sich nur 60 Kilometer vor der US-Küste. Eine Öl-Welle nach der anderen wurde an die Strände gespült und verseuchte auf einer Länge von 800 Kilometern die Küsten mehrerer Bundesstaaten. Von Louisiana bis Florida bekamen Natur und Anwohner die schlammigen Teppiche zu spüren.

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An den Küsten waren Zehntausende Helfer im Einsatz, um die angespülten Ölmassen zu beseitigen und die schlimmsten Schäden für das Festland abzuwenden.

DAMAGE FROM BP OIL SPILL LINGERS A YEAR LATER

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Schwimmende Barrieren sollten das auf dem Wasser treibende Öl von den Stränden fernhalten - mit mangelndem Erfolg. Das Bild zeigt eine solche Barriere, die nach einem Sturm selbst ans Ufer gespült wurde. Während der Tropensturm Alex Ende Juni 2010 wütete, mussten die Arbeiten sogar gänzlich eingestellt werden. Alex sollte nicht der letzte Sturm bleiben, der die Arbeiten zurückwarf.

To match Special Report OIL-SPILL/NUKES

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Bilder von verseuchten Biotopen ...

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... und qualvoll verendenden Tieren gingen um die Welt. Dieses Bild ist besonders symbolträchtig: Der Pelikan ist das Wappentier des Bundesstaates Louisiana, vor dessen Küste die Deepwater Horizon nach Öl bohrte.

Selbst wenn ein Vogel dem Öl zunächst entrinnen kann, setzt es sich doch in seinen Federn fest. Dadurch kann er sich nicht mehr gegen Kälte oder Hitze schützen. In den heißen Monaten während der Ölpest kann das für die Vögel den Hitzetod bedeuten.

File image of dead Poggy fish in oil in Bay Jimmy near Port Sulpher, Louisiana

Quelle: REUTERS

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Trotz der schlimmen Bilder scheint die Region die Katastrophe verhältnismäßig gut überstanden zu haben - zumindest was die unmittelbar sichtbaren Folgen angeht. Die Schäden der Ölpest scheinen überschaubar zu sein. 6800 Kadaver größerer Wassertiere hat der US Fish & Wildlife Service nach eigenen Angaben bis Ende Oktober 2010 gefunden. Ein glücklicher Umstand war der Wind. Er trieb das Öl hinaus aufs Meer und damit weg vom Mississippi-Delta, einem empfindlichen Ökosystem.

One Year Anniversary Of BP Oil Spill Approaches

Quelle: AFP

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Was mit dem weggeschwemmten Öl passiert ist oder noch passieren wird, bleibt unklar. Die langfristigen Folgen für die Umwelt sind daher noch nicht abzusehen.

Auch Experten sind sich uneinig. Die optimistische Ansicht lautet: Mikroorganismen und die eingesetzten Chemikalien haben das Öl zersetzt. Andere Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass das Öl sich verklumpt hat und immer noch im Meer treibt.

Das Bild zeigt eine tote Schildkröte, die das Öl dahingerafft hat.

Jessica Henkel

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Wissenschaftler versuchen, die langfristigen Effekte der Ölkatastrophe durch Studien zu erforschen. Hier spannt eine Biologin ein Netz auf, um Wandervögel einzufangen und Proben zu nehmen, die Aufschluss geben sollen, wie es den Tieren in der Region wirklich geht.

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Quelle: AP

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Während die Helfer an der Oberfläche versuchten, die Ölmassen einzufangen, kämpfte BP unter Wasser nahezu drei Monate lang mit dem Ölleck.

Bei den ersten Versuchen sollte ein Unterwasserroboter das Loch abdichten. Das Abdrehen eines Ventils in 1500 Metern Tiefe war aber zu anspruchsvoll, die Mission scheiterte, das Öl sprudelte weiter.

Plan B war eine riesige Stahlkuppel, die über das Bohrloch abgelassen werden sollte. Das Öl, das sich unter der Glocke ansammmelte, sollte anschließend abgesaugt werden. In der eiskalten Tiefe bildeten Öl und Wasser aber Kristalle, die das Loch verstopften. Auch dieser Plan ließ sich nicht umsetzen.

Video image of leaking oil from BP's ruptured well in the Gulf of Mexico

Quelle: REUTERS

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Es folgten Maßnahmen, die immer verzweifelter wirkten. So versuchte BP das Loch erst mit Schlamm zu schließen, später sogar mit Golfbällen und Gummiseilen. Doch auch das Beschießen der Öffnung mit diesen ungewöhnlichen Gegenständen in einer Masse aus Schlamm blieb erfolglos.

Ein umgebauter Tanker, der das heraussprudelnde Öl aufnehmen sollte, erwies sich als ungeeignet. Ein Zylinder, der das Rohr stopfen sollte, ebenfalls.

Erst am 19. September konnte die Operation Bottomkill das Loch endgültig versiegeln. Mit Schlamm und Zement wurde die Quelle letztendlich doch erfolgreich abgedichtet.

Tony Hayward

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Der Hass vieler Betroffenen in der Küstenregion konzentrierte sich auf den damaligen BP-Chef Tony Hayward. Dieser wollte sich zwar als Krisenmanager in Szene setzen, besuchte die versuchten Strände und ließ sich zwischen den Helfern ablichten. Doch die Imagepolitur gelang ihm nicht. Unbedachte Äußerungen und eine gewisse Arroganz brachten ihm Minuspunkte ein. Eines seiner damaligen Bonmots: Im Vergleich zum "sehr großen Ozean" sei die austretende Ölmenge doch "sehr klein".

Tony Hayward BP chief executive

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Irgendwann brachte Hayward so viele Betroffene gegen sich auf, dass er seinen Rücktritt einreichen musste. Seit Oktober 2010 führt nun Robert Dudley BP. Die Ironie an der Geschichte: Damit brachte die Katastrophe in den USA den ersten Amerikaner an die Spitze des britischen Konzerns.

Barack Obama

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Irgendwann verlor auch US-Präsident Obama die Geduld mit Hayward und BP. Die Regierung werde alle verfügbaren Mittel einsetzen, um die Schäden zu verringern oder zu beseitigen, versprach Obama.

Auf Druck der Regierung musste BP einen milliardenschweren Entschädigungsfonds einrichten. Daneben verhängte Obama ein Moratorium für Tiefseebohrungen vor der Golfküste, welches aber inzwischen schon wieder aufgehoben wurde. Seit Februar werden wieder Lizenzen an Ölfirmen vergeben, auch BP hat sich beworben.

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2010

Quelle: REUTERS

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Obama bei einem seiner Besuche in der Krisenregion: Der Präsident badet mit einer seiner Töchter in Panama City Beach in Florida. Obama versuchte, durch seine Besuche Optimismus zu verbreiten und versprach, die Region wirtschaftlich und ökologisch wieder aufzubauen. Der Präsident empfahl sogar den Menschen, Urlaub an der dortigen Küste zu machen.

Ölpest im Golf von Mexiko - US-Flagge

Quelle: dpa

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Viele Strände der US-Golfküste luden allerdings nicht zum Baden ein. So wie hier, an einem Strand im Bundesstaat Alabama, wurden an vielen Stellen Ölteppiche von Stürmen an Land gespült. Die Öllache im Bild wurde von Sturm Alex am 4. Juli 2010 an Land befördert.

Beach Clean Up From Oil Spill Continues Ahead Of Florida's Spring Break Season

Quelle: AFP

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Die Räumung der Strände von den Überresten der Ölkatastrophe hatte nicht nur ökologische Gründe, sondern auch wirtschaftliche. Der Tourismus spielt in den Südstaaten wie Florida ökonomisch gesehen eine wichtige Rolle, Ölreste im Wasser oder am Strand stellten gerade für diesen Zweig eine große Gefahr dar.

Das Bild zeigt Arbeiter, die im März dieses Jahres einen Strand in Florida von den Überresten des Öls reinigen. Für die Tourismusbranche ist diese Zeit besonders wichtig, weil dann die Semesterferien stattfinden. Während des sogenannten Spring Break strömen traditionell Massen von jungen Menschen an die Strände im Süden.

One Year Anniversary Of BP Oil Spill Approaches

Quelle: AFP

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Die Realität des Jahres 2011 sieht aber oft anders aus: Zwei Frauen liegen Mitte April 2011 an einem Strand in Pass Christian, Mississippi. Von dem üblichen großen Frühjahrsansturm ist auf diesem Foto weit und breit nichts zu sehen.

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Quelle: AP

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Betriebe, die sich auf Touristen spezialisiert hatten, haben immer noch eine harte Zeit. Das Foto zeigt einen Restaurantbesitzer in Bay St. Louis, Mississippi, inmitten seines leeren Lokals. Es wurde erst vor einigen Wochen aufgenommen.

© sueddeutsche.de/ema/pak
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