Das Rätseln an den Finanzmärkten hat ein Ende: Jerome "Jay" Powell wird der neue Chef der US-Notenbank Federal Reserve, auch Fed genannt. Das gab nach wochenlangen Spekulationen jetzt US-Präsident Donald Trump bekannt.
Powell ist seit 2012 Mitglied im Vorstand der Fed, unter Präsident George H. W. Bush war er Staatssekretär im Finanzministerium. Davor sammelte er Erfahrungen im Investmentbanking. Er ist Jurist und somit der erste Fed-Chef seit drei Jahrzehnten, der keinen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaft vorweisen kann. Doch das scheint Trump nicht gestört zu haben. Wichtiger ist ihm offenbar, dass Powell die lockere Geldpolitik der derzeitigen Amtsinhaberin Janet Yellen genauso mitträgt wie schon die ihres Vorgängers Ben Bernanke. Das heißt auch: Powell dürfte nach Amtsantritt die Zinsen nur ähnlich behutsam erhöhen wie das derzeit Yellen macht.
Lob allein beschert noch keine zweite Amtszeit
Angesichts Powells erwarteten geldpolitischen Kurses hätte Trump natürlich auch gleich Yellen im Amt lassen können, doch Vertreter der Republikaner drängten wohl auf ihre Ablösung - zumindest jene, die sich eine Straffung der Geldpolitik wünschen. Oder jene, die sich einfach nur daran stören, dass sie von einem Demokraten, nämlich von Trumps Vorgänger Barack Obama, auf ihren Posten berufen worden war.
Trump, der Yellen im Wahlkampf bei jeder sich bietenden Gelegenheit für ihre lockere Geldpolitik gegeißelt hatte, sagte nun in der vergangenen Woche: "Ich mag sie sehr, ich mag sie wirklich sehr." Verwunderlich ist das nicht, schließlich hilft ihre Geldpolitik seinem Wirtschaftsprogramm. Eine zweite Amtszeit hat ihr das jedoch nicht eingebracht.
Und in einem wichtigen Punkt unterscheiden sich Yellen und Powell dann doch: Während die amtierende Fed-Chefin die seit der Finanzkrise strengeren Handelsregeln für Banken gerne belassen würde, kritisiert Powell die "Überregulierung" der Finanzwirtschaft - und liegt damit ganz auf der Linie von Trump.