Der ehemalige Bankvorstand Gerhard Gribkowsky genießt früher als erwartet ein bisschen Freiheit. Im Sommer vergangenen Jahres wurde der einstige Top-Manager der Bayerischen Landesbank zu achteinhalb Jahren Haft wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt. Aber bereits jetzt darf er das Gefängnis wieder tageweise verlassen - und arbeitet beim österreichischen Baukonzern Strabag.
"Im Rahmen einer Freigangsregelung hat Herr Dr. Gerhard Gribkowsky eine Tätigkeit im Strabag Konzern aufgenommen", bestätigte eine Unternehmenssprecherin in Wien. Er habe vergangene Woche mit der Arbeit begonnen; am Firmensitz in München soll er die Strukturierung der Firmenabläufe einer Strabag-Tochter in Deutschland begleiten.
Aus der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim ist Gribkowsky schon ausgezogen. Dort hatte er seit der Verhaftung Anfang Januar 2011 wie alle anderen Gefangenen in einem acht Quadratmeter großen Haftraum mit Nasszelle gelebt. Dank guter Führung durfte er seit August aber stundenweise ausgehen, Anfang Oktober wurde er dann in ein Freigängerhaus verlegt. Gribkowsky habe sich "beanstandungsfrei" verhalten und könne stufenweise an sein zukünftiges Leben in Freiheit herangeführt werden, erklärte JVA-Abteilungsleiter Frank Dickmann.
Verbesserungen auch dank alten Freunden
Als Freigänger darf sich Gribkowsky wieder tageweise ohne Aufsicht draußen bewegen. Die Voraussetzungen dafür sind streng. "Die Außenbeschäftigung, Freigang und Ausgang sind nur zulässig, wenn der Gefangene für diese Maßnahme geeignet ist, insbesondere ein Missbrauch nicht zu befürchten ist", sagt Dickmann.
Zu verdanken hat Gribkowsky diese Verbesserung seiner Lebensumstände auch alten Freunden in Österreich. Denn vor seiner Verhaftung im Januar 2011 saß er im Aufsichtsrat des Strabag-Konzerns. Die alten Kollegen vergaßen ihn nicht. Um seine Rückkehr in die Gesellschaft zu unterstützen, schickte der Konzern Gribkowsky vor wenigen Monaten ein Jobangebot in die JVA, das der annahm.
Als Risikovorstand der BayernLB bekam Gribkowsky etwa 500.000 Euro Jahresgehalt und lebte in einer Villa mit Pool im Münchner Nobelvorort Grünwald. Seine Bekanntschaft mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wurde dem Juristen aber zum Verhängnis: Vor dem Landgericht München gab Gribkowksy nach monatelangem Schweigen zu, 44 Millionen Dollar Schmiergeld von Ecclestone angenommen und nicht versteuert zu haben. Ecclestone soll das Geld gezahlt haben, damit Gribkowsky den Verkauf der Rennserie, die damals der BayernLB gehörte, in seinem Sinne regelt.
Die ersten neun Millionen Euro hat er schon zurückgezahlt, fehlen noch 21
Der BayernLB entstand nach Überzeugung des Gerichts durch die Zusammenarbeit zwischen Ecclestone und Gribkowsky ein Schaden von 30 Millionen Euro, den der Banker wieder gut machen muss. Die ersten neun Millionen Euro sind vor wenigen Wochen bereits auf dem Konto der BayernLB eingegangen. Vom Stiftungsvermögen über Immobilien bis hin zu kostbaren Uhren musste Gribkowsky alles abgeben. Auch seine Villa und eine Sammlung von fast 900 Flaschen kostbarem Wein gingen an die BayernLB und sollen zu Geld gemacht werden.