Gleichberechtigung:Unser Steuersystem ist ein Fossil

Lesezeit: 2 Min.

Eine Hochzeitstorte: Eine Ehe hat auch steuerlich Folgen. (Foto: imago stock&people)

Ehegattensplitting, Witwenrente und der Mann als erster Ansprechpartner des Finanzamts. Wie Deutschland Steuern und Abgaben erhebt, passt nicht mehr zur Lebensrealität der Familien.

Kommentar von Kerstin Bund

Mal angenommen, es gäbe - ewiger Kindheitstraum - tatsächlich eine Zeitmaschine. Und diese Maschine würde eine Zeitreisende in ein deutsches Finanzamt im Jahr 2023 katapultieren. Okay, vielleicht nicht der aufregendste aller Orte, aber eine Zeitreise folgt ja bekanntlich immer einer gewissen erratischen Logik. Dort würde ein freundlicher Finanzbeamter die Fremde gleich in die Feinheiten des deutschen Steuerrechts einführen. Sie würde beispielsweise erfahren, dass das Amt gewisse Bescheide, etwa zur Reform der Grundsteuer, vornehmlich an den Ehemann adressiert. Selbst dann, wenn die Ehefrau gleichberechtigt im Grundbuch steht. Unser Gast würde außerdem Bekanntschaft machen mit der Arithmetik des Ehegattensplittings, von dem verheiratete Paare besonders profitieren, wenn der eine (meist ER) viel und der andere (meist SIE) wenig verdient. Der gewissenhafte Beamte würde die Zeitreisende vielleicht sogar noch mit der Witwenrente vertraut machen, die ein ganz bestimmtes Lebensmodell fördert, nämlich die Einverdienerehe (das generische Maskulin ist hier angebracht, denn das ist immer noch in den meisten Fällen - der Mann).

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