Süddeutsche Zeitung

E-Autos:Tesla verunsichert die Anleger - mal wieder

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Die Firma hat große Erfolge in Norwegen, die könnten ihr zum Verhängnis werden.

Von Louis Groß, München

Der E-Autohersteller Tesla befindet sich weiter im Alarmzustand: Zum ersten Mal seit Dezember 2016 sank der Aktienwert des kalifornischen Unternehmens auf unter 200 Dollar, zum Börsenstart notierte sie am Donnerstag bei 197 Dollar. Seit einem Rekordhoch im September 2018 verlor das Papier damit 50 Prozent seines Werts. Teslas Verkaufserfolg in Norwegen, einem der größten Absatzmärkte für Elektrofahrzeuge, könnte dem Unternehmen zum Verhängnis werden.

Bisweilen erinnert Tesla-Chef Elon Musk an den brillanten Erfinder Daedalus aus der griechischen Mythologie. Denn Musk, selbst visionärer Gründer mehrerer Unternehmen, könnte nun das gleiche Schicksal ereilen, wie den Mann aus Homers Sage. Der musste zusehen, wie sein Kind Ikarus in einem Anfall von Übermut vom Himmel stürzte - und auch Musks Autofirma fliegt nah an der Sonne.

Für einen Blick in die Zukunft richten Beobachter der E-Mobilitäts-Branche den Blick auf Norwegen. Wenn es darum geht, wie sich die Fahrzeugindustrie an die Energiewende anpasst, gilt Norwegen als richtungsweisend. Das Land hat Bloomberg zufolge die meisten Elektrofahrzeuge pro Einwohner weltweit. Allein in diesem Jahr nahm dort die Zahl der Zulassungen für Tesla-Fahrzeuge um 25 Prozent auf beinahe 40 000 zu. Das Problem: In einem seiner größten Absatzmärkte hat Tesla Schwierigkeiten, die Kunden zu bedienen. Es gebe keinen Autohersteller, bei dem es pro verkauftem Wagen zu mehr Beschwerden komme, als bei dem amerikanischen Unternehmen - unter anderem bemängelten Kunden Beulen in der Karosserie und Fehler bei der Lackierung. Verbraucherschützer befürchten außerdem wegen der großen Nachfrage des Model 3 einen weiteren Anstieg der Beschwerden. 87 Prozent der 7835 Tesla-Fahrzeuge, die alleine im April in Norwegen zugelassen wurden, waren von diesem Typ.

Dies sei auch ein Zeichen dafür, dass Tesla trotz Verdoppelung des Servicepersonals im vorigen Jahr immer noch mit der Produktion überfordert sei, sagt Thomas Iversen vom Norwegian Consumer Council, einer norwegischen Verbraucherschutzorganisation. "Es sind eine Menge kleiner Dinge, die Tesla nicht in den Griff bekommt. Das sorgt für Frustration bei den Kunden", sagt er.

Tesla hat schon öfter für Verwirrung bei den Anlegern gesorgt: 2018 hatte Firmenchef Musk über den Nachrichtendienst Twitter angekündigt, die Tesla-Aktien zu einem Preis von 420 Dollar pro Stück von der Börse zu nehmen. Im Februar twitterte er, dass Tesla in diesem Jahr 500 000 Fahrzeuge produzieren werde. Später korrigierte er die Zahl auf 400 000. Tesla lieferte nach eigenen Angaben im ersten Quartal nur 63 000 Fahrzeuge aus.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2019
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