Deutsche Bank:"Ein inspirierender Anführer"

Ex-DWS-Chef Asoka Wöhrmann

Verlässt die DWS-Spitze: Asoka Wöhrmann

(Foto: Deutsche Bank)

Der Chef der Fondsgesellschaft DWS, Asoka Wöhrmann, muss nach Greenwashing-Vorwürfen gehen. Sein Nachfolger Stefan Hoops hält dennoch große Stücke auf ihn.

Von Meike Schreiber , Frankfurt

Es gibt zwar einen Wechsel an der Spitze der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS, aber für Konstanz im Ton ist gesorgt: Auch der Neue, Stefan Hoops, glaubt offenbar, dass sein Vorgänger Asoka Wöhrmann nicht etwa über seine eigenen mutmaßlichen Verfehlungen gestolpert ist, sondern Opfer eine Kampagne wurde. So jedenfalls liest sich eine interne Mitteilung, die der neue Chef der Fondsgesellschaft am Donnerstag an die rund 3500 Mitarbeiter verschickte: "Beunruhigend" sei es gewesen zu verfolgen, was Wöhrmann die vergangenen Monate "durchgemacht" habe und das, wo er doch immer nur "das Beste für die Firma" gewollt habe. Und natürlich sei Wöhrmann der Erste gewesen, der ihm schon Mittwochmorgen um 3.57 Uhr gratuliert habe, also kurz nachdem die Deutsche Bank die Personalmeldung versendet hatte. Ein "inspirierender Anführer" sei er, was er erreicht habe "wirklich bemerkenswert".

"Erreicht" hat Wöhrmann allerdings auch, dass die DWS, in deren Fonds Millionen von Deutschen investieren, mindestens in eine Reputationskrise geschlittert ist. Nachdem am Dienstagmorgen die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume der DSW durchsucht hatte, verkündete die Bank keine 24 Stunden später Wöhrmanns Abgang, offiziell ein "Rücktritt", kein "Rausschmiss". Es steht der Verdacht von Kapitalanlagebetrug mit "grünen" Fonds im Raum. Überraschend kam der Rücktritt nicht: Insider bestätigten Berichte des Handelsblatts und der Agentur Bloomberg, wonach die Bank schon länger an einer Ablösung gearbeitet hat. Auch ohne Razzia hätte Wöhrmann wohl seinen Job verloren. Denn zu den Greenwashing-Vorwürfen, welche die Ex-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler vor einem Jahr erhoben hatte, waren noch weitere mögliche Verfehlungen gekommen. Dabei ging es um seine Nähe zu einem Geschäftsmann namens Daniel Wruck, mit dessen Hilfe die Deutsche Bank in das Joint Venture Auto1Fintech investierte, wie die SZ aufgedeckt hatte. Bei der DWS setzte Wöhrmann später auf die Firma Arabesque, an der Wruck ebenfalls beteiligt war. Die Verhandlungen dazu führte Wöhrmann teils über ein privates E-Mail-Konto - mutmaßlich ein Verstoß gegen den Verhaltenskodex der Bank. Wöhrmann hatte stets alle Vorwürfe bestritten.

"Es gibt das Greenwashing, und es gibt die Vertuschung"

Wer aber ist Stefan Hoops, der am 10. Juni die Führung übernimmt? Immerhin sind die stabilen Erträge der Fondsgesellschaft entscheidend für den Erfolg der 80-Prozent-Mutter Deutsche Bank. Zuletzt war der 42-Jährige Vertraute von Konzernchef Christian Sewing für das Unternehmenskundengeschäft verantwortlich, das Kerngeschäft der Bank, das bislang aber nicht ganz die Erwartungen erfüllte. Von Haus aus ist Hoops Investmentbanker, er war früher für den Verkauf von komplizierten Finanzprodukten zuständig. In seinen ersten Monaten bei der DWS wird sich Hoops darauf konzentrieren, die Vorwürfe aufzuklären und womöglich auch Führungskräfte zu entlassen. Schließlich ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehrere bislang offenbar unbekannte Mitarbeiter. Es sei indes mehr nötig als der Austausch eines Managers, sagte die frühere DWS-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler, die Ende der 90er Jahre drei Jahre auch bei der Deutschen Bank gearbeitet hatte. "Es gibt das Greenwashing, und es gibt die Vertuschung. Das ist ein großes Kulturthema bei der Deutschen Bank".

Und Hoops? Neigt auch er dazu, Sachverhalte zu "schönen"? In Präsentationen und Mitteilungen und bis gestern auch auf dem Karrierenetzwerk Linkedin erweckte der Manager den Eindruck, er habe seit 2003 durchgängig für die Deutsche Bank gearbeitet. Was unter den Tisch fiel: 2006 und 2007 war Hoops für Lehman Brothers tätig - prinzipiell nichts Ehrenrühriges, schließlich dürfte er nicht mitverantwortlich dafür gewesen sein, dass die Wall-Street-Bank 2008 die Finanzkrise ausgelöst hatte. Aber dennoch eben ein kleiner Makel in der Welt der Hochfinanz. Es handele sich um ein Versehen, hieß es am Donnerstag in seinem Umfeld, ein "Fehler", der inzwischen korrigiert sei.

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