Am Freitag werden die Ergebnisse der Stresstests veröffentlicht. Es zeichnet sich ab, dass es für mehrere Banken eng wird. Die Hypo Real Estate fällt durch, heißt es in Finanzkreisen. Auch bei mehreren Landesbanken könnte in einem Krisenszenario das Kapital knapp werden.
Die verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE) habe den Test im härtesten Szenario nicht bestanden, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Dienstag. Das Komitee der europäischen Bankenaufseher (CEBS) testet, wie stark 91 europäische Banken leiden würden, wenn sich die Konjunktur verlangsamt und europäische Staatsanleihen gleichzeitig stark an Wert verlieren. Wer im Krisenszenario eine zu dünne Kapitaldecke hat, muss sich frisches Geld beschaffen. Ziel des Tests ist es, das Vertrauen der Investoren und Kunden in Europas Bankensystem zu stärken.
In Finanzkreisen heißt es, das Scheitern der HRE bei dem Test sei keine Überraschung. Die Bank hält Staatsanleihen der mit Haushaltsproblemen kämpfenden Regierungen Griechenlands, Spaniens, Portugals und Irlands von rund 80 Milliarden Euro. Allein in Griechenland war sie zuletzt mit 7,8 Milliarden Euro engagiert. Gibt es bei diesen Anleihen einen Zahlungsausfall, wie die Stressszenarien simulieren, kämen auf die Banken Verluste zu, die am Eigenkapital zehren.
"Überhaupt keine" Anhaltspunkte
Doch dass die HRE weiteres Kapital braucht, galt schon vor dem Test als sicher. Das Management hatte vor einem Jahr erklärt, die HRE brauche etwa zehn Milliarden Euro. 7,7 Milliarden hat der Bankenrettungsfonds seitdem häppchenweise bewilligt. Eine vorerst letzte Rate soll fließen, wenn die EU-Kommission ihr Beihilfeverfahren abgeschlossen hat und feststeht, wie viel Kapital die HRE für ihre Bad Bank benötigt.
In eine solche Abwicklungsbank möchte die HRE im zweiten Halbjahr Wertpapiere und Geschäftsbereiche von bis zu 210 Milliarden Euro ausgliedern. Auch die europäischen Staatsanleihen sollen in die Bad Bank wandern. In Finanzkreisen heißt es, der Kapitalbedarf werde auch nach dem Stresstest nicht gravierend höher liegen als die bisher erwarteten 2,3 Milliarden Euro.
Durch den Stresstest könnten Landesbanken Probleme bekommen, die anders als die BayernLB, die Landesbank Baden-Württemberg, die WestLB und die HSH Nordbank in der Krise noch keine Staatshilfe erhielten. Zwar sagte der Präsident des Verbandes öffentlicher Banken, Christian Brand, es gebe "überhaupt keine" Anhaltspunkte dafür, dass eines der sieben getesteten Institute in größere Schwierigkeiten komme. Er sehe den Testergebnissen gelassen entgegen. In Finanzkreisen heißt es, einige Institute könnten so nah an die von der CEBS genannte Mindestkapitalgrenze von sechs Prozent kommen, dass die Investoren an den Finanzmärkten eine stärkere Kapitaldecke fordern würden. "Wenn eine Bank nahe an die Sechs-Prozent-Grenze rutscht, wird das wie ein Scheitern beim Test beurteilt werden", sagte ein hochrangiger Investmentbanker.
Genannt werden für ein solches Szenario die NordLB und die hessische Helaba. Aus Kreisen der NordLB und der Helaba waren dagegen keine Bedenken zu hören, man könne zu nahe an Grenzen rutschen. "Niemand will das Signal aussenden, der Finanzplatz Deutschland sei angeschlagen", begründete ein Landesbanker seine Hoffnung, die Tests ohne Blessuren zu überstehen. Allerdings könnten bis Freitag noch Details geändert werden, die das bisher zufriedenstellende Szenario verschlechtern. Es sei absurd, gerade jene Institute schlecht dastehen zu lassen, die bisher keine staatliche Hilfe benötigt hätten. Ohne Not würden in Deutschland auch mehr Banken getestet als in anderen Ländern.
Die niedrigste Kernkapitalquote unter den deutschen Instituten hat mit 7,3 Prozent die Postbank. Aus ihrem Umfeld verlautete aber bereits, dass sie den Test bestehen dürfte. Die Deutsche Bank und die Commerzbank müssen den Test nicht fürchten, ihre Kapitalquote liegt über zehn Prozent. Die Bankenaufsicht CEBS hat den 14 deutschen Geldhäusern mitgeteilt, dass sie ihre Ergebnisse am Freitag um 18 Uhr auf einheitlichen Formblättern einzeln veröffentlichen können, getrennt nach den Jahren 2010 und 2011. Zur gleichen Zeit stellt die CEBS zusammengefasste Daten über die untersuchten Banken ins Internet. Um 18.30 Uhr bietet die CEBS dann eine Gesamtschau der Ergebnisse an, die nach Ländern aufgeschlüsselt ist. Um 19 Uhr gibt es schließlich eine Pressekonferenz.
Die Aufseher haben noch nicht bekannt gegeben, welche Daten jedes Institut veröffentlichen wird. In Finanzkreisen heißt es nur, dass "eine gewisse Vergleichbarkeit vorgeschrieben ist, damit nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden". Man rechnet damit, dass jede Bank ihre Kernkapitalquote für jedes der drei Szenarien in den beiden Jahren veröffentlichen wird.