Duisenberg:EZB-Chef mahnt zur Ruhe

Europäische Zentralbank (EZB) will Funktionieren der Märkte garantieren.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, hat eine mögliche Stützung der internationalen Finanzmärkte nach den Terroranschlägen in den USA zugesagt.

"Die EZB und die nationalen Zentralbanken sind bereit, die normale Funktionsweise der Märkte zu unterstützen, falls dies nötig sein sollte", sagte Duisenberg vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europa-Parlamentes.

Zugleich warnte Duisenberg vor übereilten Reaktionen der Zentralbanken bei den Zinsen. "Ich glaube, eine schnelle Reaktion würde wohl eher eine Panikreaktion bedeuten und nicht eine Reaktion der Stabilität und der Ruhe", sagte Duisenberg auf Fragen nach einer möglichen Veränderung der Leitzinsen.

In der Zinspolitik sei mittelfristige Preisstabilität das wichtigste Ziel seines Instituts, betonte der Notenbank-Präsident.

Die Anschlagsserie in den USA könnten sich langfristig auf die Wirtschaft auswirken. Kurzfristig sei es zu früh für Urteile über die Auswirkungen.

Duisenberg wies darauf hin, dass der Verwaltungsrat der Notenbank am Donnerstag zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt und über die Folgen der Anschläge debattieren wird.

Am Mittwoch könnten sich die Institute außerhalb der sonstigen Zuteilungsoperationen für einen festen Zins von 4,25 Prozent mit zusätzlichem Zentralbankgeld eindecken. Die Notenbank begründete ihre Maßnahme mit den Terroranschlägen in den USA vom Vortag. Die EZB werde ausreichend Liquidität in den Märkten sicherstellen, hieß es.

Duisenberg drückte den Angehörigen der Anschlagsopfer in den USA sein Beileid aus.

Keine Rezession, aber größerer Abschwung in Europa

Europa droht nach den Worten des EZB-Päsidenten keine Rezession, der wirtschaftliche Abschwung in Europa sei aber stärker als bislang erwartet.

Einige Faktoren deuteten aber daraufhin, dass eine Erholung möglicherweise bereits absehbar sei, sagte der Präsident.

Duisenberg sagte, er sehe eine moderate Erholung in der Eurozone in 2002 und eine Beschleunigung in 2003. Die gesunkene Inflation werde das Verbrauchervertrauen und den Konsum stärken. Die Preissteigerungsrate in der Euro-Zone wird sich nach Einschätzung Duisenbergs im nächsten wie im übernächsten Jahr knapp unter zwei Prozent bewegen.

Die Prognosen einer raschen Erholung der US-Konjunktur waren Duisenberg zufolge zu optimistisch. Nach den Terroranschlägen in den USA sehe er aber keine Probleme mit Banktransaktionen, sagte Duisenberg.

Arbeit geht weiter

Die Europäische Zentralbank (EZB) kann in ihrer Frankfurter Zentrale normal weiter arbeiten. Die Bundesregierung habe nach einer Sicherheitsüberprüfung des Hochhauses erklärt, dort könne der Geschäftsbetrieb wie normal aufgenommen werden.

Im Notfall könne die EZB auch auf Standorte der Notenbanken der Euro-Zonen-Mitglieder zurückgreifen, sagte Duisenberg weiter.

Der hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU) hatte nach den Terroranschlägen in den USA empfohlen, dass am Finanzplatz Frankfurt alle symbolträchtigen Hochhäuser am Mittwoch geschlossen bleiben sollten.

(sueddeutsche.de/ Reuters/ dpa)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: