Süddeutsche Zeitung

Drohende Rezession:Russland stürzt in schwere Wirtschaftskrise

  • Russland rutscht laut einer neuen Regierungsprognose in die Rezession. Für 2015 rechnet sie mit einem Minus der Wirtschaftsleistung von 0,8 Prozent. Bisher war sie von einem Plus von 1,2 Prozent ausgegangen.
  • Die russische Volkswirtschaft hat diverse Probleme. Die Sanktionen wegen der Ukraine-Krise belasten das Land. Zusätzlich kosten der schwache Rubel und der fallende Ölpreis Wachstum.

Rezession statt Wachstum

Die russische Regierung erwartet wegen der Sanktionen des Westens und stark fallender Ölpreise einen Konjunktureinbruch. Das Bruttoinlandsprodukt werde im kommenden Jahr voraussichtlich um 0,8 Prozent schrumpfen, sagte der stellvertretende Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Alexei Wedjew. Bislang war von einem Wachstum von 1,2 Prozent die Rede.

Sanktionen und Ölpreis belasten Russland

"Wir gehen jetzt davon aus, dass die Sanktionen das gesamte Jahr 2015 über in Kraft bleiben", so Wedjew. "Für uns bedeutet das geschlossene Kapitalmärkte für die Mehrheit der russischen Unternehmen und Banken." Bisher hatte Moskau erwartet, dass die wegen der Ukraine-Krise verhängten Strafmaßnahmen bis Mitte 2015 zurückgenommen werden.

Neben den Sanktionen bekommt Russland vor allem die Folgen des Ölpreisverfalls zu spüren. Das Ministerium rechnet im kommenden Jahr nur noch mit einem durchschnittlichen Wert von 80 Dollar je Barrel statt wie bislang mit etwa 100 Dollar. Öl und Gas sind die mit Abstand wichtigsten Exportgüter des Schwellenlandes.

Schwacher Rubel verteuert Importe

Mit dem Preisverfall geht eine kräftige Abwertung des Rubel einher. Dadurch werden Importe teurer. "Das hat einen starken Einfluss auf die Inflation", erklärte Wedjew. Sein Ministerium erwartet nun eine Teuerungsrate von 7,5 Prozent - statt wie bisher fünf bis sechs Prozent. "Ein höherer Inflationsdruck senkt die Kaufkraft der Bevölkerung, was wiederum den Konsum belastet."

Seit Jahresbeginn hat die russische Währung allein zum Dollar fast 40 Prozent an Wert eingebüßt. Die Aussicht auf den Konjunktureinbruch sorgte dafür, dass der Rubel nun zusätzlich an Wert verlor. Der Dollar verteuerte sich am Donnerstag um bis zu drei Prozent auf 52,75 Rubel. Der Euro notierte mit 65,61 Rubel zeitweise fast drei Prozent höher.

Unruhe an der Börse

Auch am Aktienmarkt sorgte der pessimistische Ausblick der Regierung für Verkaufsdruck: Der Leitindex RTS verlor 1,1 Prozent. Die Regierung erwartet, dass die Kapitalflucht anhalten wird. Sie geht davon aus, dass Investoren 2014 ingesamt 125 Milliarden Dollar an Kapital abziehen werden, 2015 noch 90 Milliarden Dollar.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2248893
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Reuters/bero/rus
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.