Doch es droht noch eine weitere Gefahr. Weil die Banken nicht genau wissen, wie die Konkurrenten in Griechenland engagiert sind, würde es wohl zu einem wachsenden Misstrauen unter den Geldhäusern kommen. Der sogenannte Interbankenhandel dürfte austrocknen - und das könnte wie schon vor drei Jahren die Krise massiv beschleunigen.
Wie konnten sich Pleite-Staaten in der Vergangenheit wieder stabilisieren?
In der Geschichte hat es schon etliche Staatsbankrotte gegeben, von England im Jahr 1345 bis Island im Jahr 2008 (ein Überblick siehe hier). Der größte Staatsbankrott der jüngeren Vergangenheit war der von Argentinien vor neun Jahren. Damals kam das südamerikanische Land vor allem mit zwei Entscheidungen aus der Krise: zum einen mit einem umfangreichen Umschuldungsprogramm, bei dem die Gläubiger auf rund 75 Prozent verzichteten, zum anderen mit einer Abwertung der Währung. Die war zuvor an den US-Dollar gekoppelt, was die Exportfähigkeit des Landes massiv beeinträchtigt hatte.
Nun ist im Falle von Griechenland ein Umschuldungsprogramm das geringere Problem. Zu einem gewissen Teil, wenn auch nur zu einem kleinen, sehen ja schon die Brüsseler Beschlüsse aus dem Juli einen solchen Schritt vor. Weitergehende Umschuldungsprogramme sind wohl nur eine Frage der Zeit.
Unmöglich wäre allerdings die Währungsabwertung - zumindest solange Griechenland in der Euro-Zone verbleibt und nicht zu einer eigenen Währung zurückkehrt. Weil viele Ökonomen glauben, dass Griechenland aber genau das bräuchte, um aus seiner wirtschaftlichen Misere zu kommen, plädieren sie für einen Austritt des Landes aus der Euro-Zone.
Kann man einen Staat aus der Euro-Zone werfen?
Bisher nicht. Denn gemäß des EU-Vertrages von Lissabon ist eine Mitgliedschaft in der Währungszone "unwiderruflich" - doch die Politiker aus den Ländern mit gesünderen Staatsfinanzen stören sich zunehmend daran.
"Wer sich nicht an die Spielregeln hält, muss aus dem Spiel ausscheiden", sagte der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager vergangene Woche. Die CSU will in ihrem Leitantrag für den Parteitag eine Formulierung verankern, derzufolge Schuldenländer damit rechnen sollten, die Währungsunion verlassen zu müssen. Der stellvertretende CDU-Chef Volker Bouffier sagte dem Spiegel: "Wenn die Spar- und Reformanstrengungen der griechischen Regierung nicht erfolgreich sind, müssen wir uns auch die Frage stellen, ob wir nicht neue Regeln brauchen, die den Austritt eines Euro-Landes aus der Währungsunion ermöglichen."
Wer nun auf den Gedanken kommt, dass Griechenland ja nicht zwingend rausgeworfen werden müsste, sondern auf sanften oder auch etwas härteren Druck hin freiwillig austreten könnte, gerät ebenfalls in juristisch schwieriges Terrain. Denn dass eine Mitgliedschaft in der Euro-Zone "unwiderruflich" ist, bedeutet nach Auffassung der EU-Kommission auch, dass ein Austritt nicht möglich ist.
Die Befürworter einer griechenlandfreien Euro-Zone haben aber neue Hoffnung. Denn das Bundesfinanzministerium rechnet in seinen Planspielen auch einen Austritt des Landes durch. Und warum sollte es das tun, wenn es nicht zumindest eine theoretische Chance dazu sähe?
Was sind im Pleite-Fall die Alternativen zu einem Austritt/Rauswurf?
Offenbar hoffen Europas Politiker, dass der neue, massiv erweiterte europäische Rettungsschirm ausreicht, die Folgen abzufedern. Dieser ist in Brüssel von den Staats- und Regierungschefs vereinbart, allerdings noch nicht ratifiziert worden. Die Beteiligten drängen allerdings auf eine rasche Umsetzung.
Er müsste etwa Banken finanziell stützen, die durch den Ausfall griechischer Staatsanleihen in ihren Büchern vor dem Kollaps stehen. Falls Anleger nach einer Griechenland-Pleite etwa auch keine spanischen oder italienischen Anleihen mehr kaufen wollen, könnten in bestimmten Fällen bereits im Vorfeld Hilfen ausbezahlt werden: an Banken, die vom Zusammenbruch betroffen sind, aber auch an Euro-Staaten, die sich Rücklagen verschaffen müssen.
Langfristig gibt es noch eine weitere Alternative: die sogenannten Euro-Bonds. Das würde bedeuten, dass die Staaten der Euro-Zone gemeinsame Anleihen herausgeben und somit gemeinsam für die Schulden aller haften. Doch solche Euro-Bonds bräuchten eine längere Vorlaufzeit, weil sie gemäß der derzeitigen Verträge nicht möglich sind.