Drogenlieferung im Supermarkt:Koks aus der Obstkiste

In einer spanischen Lidl-Filiale ist kiloweise Kokain entdeckt worden - versteckt zwischen Bananen. Kein Einzelfall: Auch in deutschen Supermärkten kommt so etwas vor.

Inga Rahmsdorf

Der Stoff reist versteckt in Bananenkisten, Babywindeln, Gipsverbänden, in Polstern von Möbeln oder zwischen Schnittblumen durch die Welt. Um Kokain zu transportieren, lassen sich Drogenhändler einiges einfallen. Warten jedoch bei der Ankunft am Hafen weder Rauschgifthändler noch Polizisten auf die heiße Ware, geht ihre Reise unbemerkt weiter. In Spanien hat eine Lieferung Kokain den Weg sogar bis in die Supermärkte gefunden.

Koks in der Obstkiste, Bananen, Drogen, Kokain; rtr

In einer spanischen Lidl-Filiale wurde eine Drogenlieferung in Bananenkisten gefunden. Die Polizei stellte das Rauschgift sicher.

(Foto: Foto: Reuters)

Als vergangenen Samstag ein Mitarbeiter einer Lidl-Filiale in Madrid eine Obstkiste ausräumte, stieß er zwischen grünen Kochbananen auf mehrere Päckchen des Rauschmittels. Die Filiale habe umgehend die Polizei informiert und die Ware aus dem Verkauf genommen, sagte Alexander Faull, Sprecher der Lidl-Zentrale Spanien. Seitdem fahndet die Polizei in Bananenkisten von Großmärkten und Lebensmittelläden nach Kokain. Nach Angaben spanischer Tageszeitungen wurden dabei bereits 100 Kilogramm des Rauschmittels sichergestellt.

Im ganzen Land verteilt

Warum aber lassen Drogenhändler zu, dass Obstverkäufer ihre wertvollen Koksbananen über das Land verteilen? "Wir vermuten, dass die Rauschgifthändler bereits im Vorfeld verhaftet wurden oder der Druck durch die polizeilichen Fahndungen so groß wurde, dass sie Festnahmen befürchtet haben", sagte ein Sprecher der spanischen Polizei der Süddeutschen Zeitung. Auch werde noch ermittelt, warum die Ware bei der Einreise in Spanien nicht entdeckt wurde.

Die Bananenkisten stammen aus Ecuador und waren über Mercamadrid, einen Großmarkt in der Nähe der spanischen Hauptstadt, in den Lidl-Supermarkt gekommen. Mercamadrid ist nach eigenen Angaben der größte Umschlagplatz für frische Lebensmittel in Europa, der rund neun Millionen Menschen versorgt, nicht nur in Madrid, sondern auch in anderen Regionen. Viele Bananenkisten mit Kokain könnten daher noch im ganzen Land verteilt worden sein.

Auf der nächsten Seite: 28 Kilogramm Koks waren im März in einem bayerischen Supermarkt versteckt. Das Bundeskriminalamt spricht von Einzelfällen.

Gelbe Päckchen in Illertissen

Dass Kokain nach Spanien geschmuggelt wird, ist keine Seltenheit. Erst im vergangenen Monat hat die Polizei am Flughafen im baskischen Vitoria mehr als zwei Tonnen Kokain sichergestellt. Das Rauschgift im Wert von etwa 70 Millionen Euro war versteckt in Holzpaletten, mit denen Blumen aus Kolumbien transportiert wurden. Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC) ist Kolumbien der weltweit größte Kokaproduzent. Ecuador wird häufig als Transitland für den Rauschgifthandel nach Europa genutzt.

Auch in Deutschland ist in Supermärkten schon Kokain aufgetaucht. Im März 2009 entdeckte eine Mitarbeiterin eines Supermarktes in Illertissen gelbe Päckchen in Bananenkisten. Die Polizei stellte 28 Kilogramm Kokain sicher. Im Juni wurden in einer Großhandlung im Allgäu 18 Kilogramm Kokain in einer Obstlieferung gefunden. Es handele sich um "wenige Zufallsfunde, bei denen größere Einzelmengen Kokain" sichergestellt wurden, teilte Barbara Hübner, Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA), mit.

Atmen nicht gesundheitsschädlich

Das in Deutschland beschlagnahmte Rauschgift stammte Hübner zufolge aus Kolumbien und ist mit Bananenlieferungen über den Seeweg nach Belgien gebracht und von dort zu den Händlern in Deutschland transportiert worden.

Der Kokainmarkt in Deutschland ist nach Angaben des UNODC der viertgrößte in Europa, der größte Umschlagplatz ist Spanien. Dort ist der Konsum von Kokain so verbreitet, dass laut einer Untersuchung des spanischen Forschungszentrums CSIC in Madrid und Barcelona sogar Spuren der Droge in der Luft nachgewiesen werden können. Atmen sei deshalb aber nicht gesundheitsschädlich.

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