DriveNow:Sixt steigt aus

BMW übernimmt die Anteile des Autovermieters an der Carsharing-Firma und macht so den Weg frei für eine Fusion mit Car2Go von Daimler. Die Kartellbehörden müssen dem Verkauf allerdings noch zustimmen.

BMW übernimmt von Sixt dessen Anteile an der gemeinsamen Carsharing-Firma DriveNow und verschafft sich so freie Hand für eine mögliche Fusion der Beteiligung mit Car2Go von Daimler. Sixt erhält für seine Hälfte an dem 2011 gegründeten Joint Venture 209 Millionen Euro, wie die beiden Unternehmen am Montag in München mitteilten. Die Kartellbehörden müssen dem Verkauf noch zustimmen; dies wird im Laufe des zweiten Quartals erwartet. Zu einer möglichen Zusammenlegung des Carsharing-Dienstes mit Daimlers Angebot, gegen die sich Sixt gesperrt hatte, äußerte sich BMW nicht: Vorstandsmitglied Peter Schwarzenbauer sagte lediglich, mit DriveNow als 100-Prozent-Tochter seien "alle Optionen für eine strategische Weiterentwicklung unserer Services" offen.

Über die Pläne der beiden Autobauer, sich gegen den amerikanischen Mitfahrdienst Uber zu verbünden, war bereits vor mehr als einem Jahr das erste Mal berichtet worden. Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr vergangene Woche von einem Insider, dass die Fusionsgespräche kurz vor dem Abschluss stehen. BMW bringt demnach seine Töchter DriveNow und ParkNow, Daimler sein Car2Go-Geschäft in die gemeinsame Firma ein.

Nach der Übernahme des US-Parkdienstleisters Parkmobile sei der Erwerb der Sixt-Anteile an DriveNow "der nächste logische Schritt", teilte BMW mit. Mobilitätsdienstleistungen zählten schließlich zu den Eckpfeilern der Konzernstrategie des Automobilunternehmens. Die Erfahrungen der Service-Angebote seien "auch mit Blick auf künftige autonome, elektrifizierte und vernetzte Flotten relevant", sagte der fürs Digitalgeschäft zuständige BMW-Vorstand Schwarzenbauer.

Wie der Münchner Oberklasse-Hersteller wollen viele Autobauer weg vom reinen Verkauf von Fahrzeugen hin zum Angebot von Dienstleistungen rund ums Auto. Carsharing verzeichnete in den vergangenen Jahren starken Zulauf; allerdings verdienen die Firmen bisher kaum etwas an der auf Minuten genau abgerechneten Kurzzeitmiete. Pkw-Bauer sehen in dem Service einen Einstieg für potenzielle Kunden.

Auch Sixt versteht sich längst als Anbieter von Mobilität, bei dem Kunden Fahrzeuge für die Dauer von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Jahren bekommen können. Diese Position könne der Konzern jetzt, nach dem Ausstieg bei DriveNow, unabhängig weiter ausbauen, sagte Strategievorstand Alexander Sixt. Ob und welches Konkurrenzangebot geplant ist, ließ das Unternehmen offen.

Fürs Erste bleiben Sixt und BMW beim Carsharing ohnehin noch miteinander verbandelt: "Die IT, die notwendig ist, um das Geschäft von DriveNow zu steuern, ist eine Entwicklung von Sixt und bleibt bei Sixt", sagte ein Firmensprecher. DriveNow könne diese Dienstleistung noch für einen Übergangszeitraum nutzen. Wie lange dies dauert und was es kostet, sagte er nicht.

BMW hatte für die gemeinsame Carsharing-Firma im Wesentlichen die Autos und die Technologie zum Öffnen bereit gestellt, Sixt sich um Reservierung, Abwicklung, Schadens- oder Flottenmanagement gekümmert. Die beiden Unternehmen kündigten an, weiter gute Partner bleiben zu wollen. Sixt bietet in seiner Vermietflotte zahlreiche Fahrzeuge aus dem Hause BMW an. Der Autovermieter ist nach eigenen Angaben in rund 100 Ländern mit mehr als 215 000 Fahrzeugen am Start. DriveNow hat gut 6000 Wagen der Marken BMW und Mini in 13 europäischen Metropolen in seiner Flotte.

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