Dreiländereck:Annäherung im Trassenstreit

Energiedialogs der bayerischen Staatsregierung

In vielen Landstrichen protestieren Anwohner gegen Stromtrassen.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Das Bundeswirtschaftsministerium will Hessen und Thüringen von Leitungen entlasten - auch mithilfe weiterer Erdkabel durch Bayern.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Im Streit um neue Stromtrassen im Dreiländereck Bayern, Hessen, Thüringen zeichnet sich eine Lösung ab. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat das Bundeswirtschaftsministerium dafür einen Kompromissvorschlag vorgelegt, der Hessen und Thüringen entlasten würde. In Bayern sollen im Gegenzug vermehrt Leitungen als Erdkabel verlegt werden. Dies könne "in den betroffenen Regionen zu einer deutlichen Entlastung führen", heißt es in einem internen Papier des Ministeriums.

Der Streit hatte sich an zwei Leitungen entzündet, die zum stillgelegten Atomkraftwerk Grafenrheinfeld führen sollten - die eine aus Norden, die andere aus Osten. Bayern hatte sich dagegen gewehrt und im Sommer 2015 die Prüfung von Alternativen durchgesetzt. Eine dieser Alternativen wäre quer durch Hessen verlaufen: Die Leitung aus Norden, P43, wäre nach Westen abgeknickt; über den Raum Frankfurt sollte sie nach Baden-Württemberg führen. Hessen hatte dies abgelehnt. Die andere Leitung, P44, wäre in der Variante teilweise parallel zur Thüringer Strombrücke verlaufen. Deren Anschluss aber ist auf bayrischer Seite noch nicht vollständig ausgebaut. Thüringen verlangt, erst diesen Anschluss auszubauen, ehe neue Leitungen in die Landschaft gesetzt werden.

Dem Vorschlag aus Berlin zufolge wäre diese P44 bis auf eine Verstärkung des Netzes in Thüringen komplett vom Tisch - und damit auch der Bau neuer Leitungen in Bayern. Die Nord-Süd-Leitung P43 soll dagegen wie geplant durch Bayern verlaufen - und nicht quer durch Hessen. Allerdings solle diese Leitung "so weit wie möglich in Erdverkabelung gebaut werden", heißt es in dem Papier. Auch bei zwei weiteren Leitungen durch Bayern sollen Erdkabel möglich werden: Die eine führt aus dem Raum Nürnberg nach Landshut, die andere vom niederbayrischen Pleinting nach Süden Richtung Österreich. Zumindest bei Abschnitten, deren Planung noch nicht weit fortgeschritten sei, lasse sich eine Erdverkabelung noch ohne zu große Zeitverzögerung einplanen.

Bei den Leitungen handelt es sich nicht um die großen Gleichstromtrassen von Nord nach Süd, die ohnehin häufig per Erdkabel verlegt werden. Bei Wechselstrom, der meist an Strommasten verläuft, ist eine Erdverkabelung schwieriger; vor allem über lange Distanzen. Erdkabel kommen damit vor allem in Regionen in Frage, in denen die Leitung nahe an Ortschaften heranrückt. Dort sind allerdings naturgemäß auch die Widerstände am größten.

Auch bei der großen Gleichstrom-Leitung Südost-Link schwebt dem Wirtschaftsministerium eine Änderung vor. Bisher war offen, ob sie mit einer Kapazität von 320 oder 525 Kilovolt gebaut werden soll. Hier schlägt das Ministerium nun die 525-Kilovolt-Variante vor. Statt bislang geplanter zwei Gigawatt Leistung solle die Leitung nun auf vier Gigawatt ausgelegt werden - ohne Verbreiterung der Trasse.

Das Dreiländereck war auch Thema bei einem Treffen der Länder-Energieminister vorigen Freitag. Man mache gute Fortschritte, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) danach. "Wir werden noch einige Punkte diskutieren müssen", sagte er. "Aber ich bin sicher, wir werden sie lösen."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: