Dreamworks und Reliance Group:Bollywood greift nach Hollywood

Der indische Multimilliardär Anil Ambani wagt einen zweiten Vorstoß nach Hollywood. Er will bis zu 600 Millionen Dollar in Steven Spielbergs Filmfirma Dreamworks investieren.

Tobias Kniebe

Es war ein alter Traum der Filmemacher, der Steven Spielberg und seine Partner Jeffrey Katzenberg und David Geffen dazu antrieb, im Jahr 1994 ihre Firma Dreamworks SKG zu gründen: Sie wollten unabhängig von den großen Hollywood-Studios werden - und sich mit neuen Finanzpartnern ganz auf die kreative Seite des Filmemachens konzentrieren.

Dreamworks und Reliance Group: Hollywoods Starpower, hier in Steven Spielbergs Produktion "Dreamgirls", lockt den indischen Multimillionär Anil Ambani.

Hollywoods Starpower, hier in Steven Spielbergs Produktion "Dreamgirls", lockt den indischen Multimillionär Anil Ambani.

(Foto: Foto: dpa)

Mit indischem Geld in die Unabhängigkeit

Es hat nicht ganz geklappt. Nach teuren Flops wie "Die Insel" folgte 2006 die endgültige Niederlage: der Verkauf an das Studio Paramount und damit die schmerzhafte Eingliederung ins Viacom-Firmenkonglomerat. Jetzt aber könnten es Millionen aus Indien sein, die Spielberg und Co. ihre Freiheit zurückkaufen.

Dem Wall Street Journal zufolge steht ein Deal kurz bevor, bei dem der indische Telekommunikations- und Entertainmentkonzern Reliance ADA Group 500 bis 600 Millionen Dollar aufbringt, um einen entscheidenden Anteil an Dreamworks zu erwerben. Ferner sollen die Finanzierung von etwa sechs Spielfilmen pro Jahr sichergestellt - sowie Spielberg und seinem Team die Loslösung von Paramount und Viacom ermöglichen werden

Verbündet mit Clooney und Pitt

Für den Multimilliardär Anil Ambani, 49 Jahre alt, Chef der Reliance Group, wäre dies bereits der zweite große Vorstoß nach Hollywood in diesem Jahr. Bereits im Mai hatte er Schlagzeilen mit mehreren kleineren Deals gemacht, bei denen er sich mit den Produktionsfirmen von George Clooney, Jim Carrey, Brad Pitt, Nicolas Cage und Tom Hanks verbündete: Diese Stars entwickeln bereits Filmprojekte, die dann zu wesentlichen Teilen mit dem Geld der Reliance Group finanziert werden sollen.

Der Spielberg-Deal aber wäre deutlich größer dimensioniert, und er könnte zeigen, dass es Ambani wirklich ernst ist mit seinen Hollywood-Ambitionen. Bisher wurde dem Unternehmer in seiner Heimat auch Profilierungssucht nachgesagt. Forbes zufolge ist er der sechstreichste Mann der Erde, hat eine ehemalige Bollywood-Schauspielerin geheiratet und ist in Indien so bekannt wie Bill Gates - dazu passt sein großes Interesse am Glamourfaktor der Hollywood-Stars. Eine Partnerschaft mit Spielberg hätte da schon eine andere Glaubwürdigkeit.

Ärger zwischen Paramount und Dreamworks

Für Spielberg selbst ist der neue Partner vor allem deshalb interessant, weil in seinen Beziehungen zum Paramount- und Viacom-Management schon länger Eiszeit herrscht. Er und sein Partner David Geffen waren zum Beispiel persönlich verletzt, als sich Paramount im Oscarrennen 2006 mit dem Film "Dreamgirls" schmückte und zu erwähnen vergaß, dass dies eine reine Dreamworks-Produktion war. Einen Tiefstand erreichten die Beziehungen schließlich, als der oberste Viacom-Manager öffentlich verkündete, Spielbergs Verbleib bei Dreamworks sei "vollkommen unerheblich" für Viacom und auch für die Zukunft des Geschäfts.

Die Filme, die das Kinopublikum vor allem mit dem Label Dreamworks verbindet, sind von dem Deal dennoch nicht betroffen: "Shrek", der neue "Kung Fu Panda" und andere animierte Kinohelden aus dem Hause Dreamworks Animation sind bereits seit 2004 von der Mutterfirma getrennt - Animationsguru Jeffrey Katzenberg hatte sein Geschäft damals unabhängig an die Börse gebracht.

Damit war die berühmte Troika bereits aufgespalten, und Spielberg und Geffen blieben mit der Aufgabe zurück, auch ihre Live-Action-Produktionen wieder zum Erfolg zu führen. So recht wollte das zuletzt noch nicht gelingen: "Transformers", der größte Dreamworks-Erfolg der jüngsten Zeit, war eine Koproduktion, die allein nicht gestemmt werden konnte - und Partner war niemand anders als die ungeliebte Paramount.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: