Dow Jones:"Einmal tief Luft holen"

US stocks plunge, sending Dow into the red for 2018

Ähnlich wie dem Dow Jones ergeht es auch dem breiteren S&P- 500-Index, und selbst der Nasdaq ist nach dem Höhenflug im Sommer mittlerweile schwer gebeutelt.

(Foto: Bryan R. Smith/AFP)

Der wichtigste Aktienindex der Wall Street steht erstmals schlechter als zu Jahresanfang. Beobachter sind sich uneinig, ob es nur eine Kurskorrektur ist oder die große Trendwende. Steigende Firmengewinne machen aber Hoffnung.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Einen präsidialen Tweet gab es diesmal nicht, dabei ist es durchaus bemerkenswert, was derzeit an den amerikanischen Aktienbörsen passiert. Mit 24 583 Punkten fiel der Dow-Jones-Index der 30 führenden Industriewerte am Mittwoch erstmals seit Monaten unter das Niveau von Jahresanfang. Anders ausgedrückt: Das vermeintliche Rekord-Börsenjahr 2018, für das sich Donald Trump in den vergangenen Monaten immer wieder selbst gelobt hat, erweist sich für den Durchschnittsanleger bisher als Nullnummer - für manchen gar als Verlustgeschäft.

Ähnlich wie dem Dow Jones ergeht es gegenwärtig dem breiteren S&P- 500-Index, und selbst das Nasdaq-Barometer, das von den Tech-Schwergewichten Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft geprägt wird, ist nach dem Höhenflug im Sommer mittlerweile schwer gebeutelt: Mit minus 4,5 Prozent verbuchte der Index am Mittwoch den größten Tagesverlust seit August 2011.

Noch immer sind sich die Experten nicht einig, ob es sich bei den Kursverlusten um Korrektur handelt oder ob der jahrelange Aufwärtstrend am Aktienmarkt tatsächlich durchbrochen ist. In einer so nervösen Stimmungslage reichen dann Kleinigkeiten, um den Markt weiter in den Keller oder aber wieder nach oben zu treiben. Am Mittwoch waren es enttäuschende Quartalszahlen von AT&T und Texas Instruments sowie ein erneuter Rückgang bei den Neubauverkäufen, die die Talfahrt in Gang setzten. Am Donnerstag erholten sich die Börsen zunächst ein wenig.

Dennoch spricht manches für eine echte Trendwende. Die US-Notenbank treibt die Leitzinsen in die Höhe und dämpft damit nicht nur die heimischen Konjunktur- und Gewinnerwartungen, sondern befeuert auch den Anstieg der Renditen am Rentenmarkt. Seit zehnjährige US-Staatsanleihen wieder mehr als drei Prozent abwerfen, sind sie für viele Anleger zu einer echten Alternative geworden. Hinzu kommt die fragile weltpolitische Lage, was die Stimmung am Aktienmarkt nachhaltig trübt: der amerikanisch-chinesische Handelsstreit, die versuchten Briefbombenattentate auf demokratische Politiker und andere Trump-Kritiker in den USA, das Chaos bei den Brexit-Verhandlungen, der Haushaltskonflikt zwischen der EU und der Rechts-Links-Regierung in Italien.

Doch es gibt auch Optimisten: "Der Ausblick für die Firmengewinne ist stark, der ISM-Index ist stark, das Beschäftigungswachstum ist stark, und die Löhne und Einkommen und damit auch das allgemeine Wachstum tendieren nach oben", erklärt Torsten Sløk, Chef-Weltwirtschaftsexperte der Deutschen Bank in New York, mit Blick auf die USA. Die Korrektur am Aktienmarkt habe also offenkundig keine fundamentalwirtschaftlichen Ursachen. Sløk: "Wir sollten alle einmal tief Luft holen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: