Donald Trump ist ein Mann, der nicht gerne wartet. Und wenn es doch einmal dauert, ist sein Frust entsprechend groß. Deshalb trifft der Zorn des US-Präsidenten seit einiger Zeit immer wieder den Flugzeughersteller Boeing. Der Grund: Die Auslieferung der zwei neuen Flieger, die ihn als Air Force One um die Welt bringen sollen, verzögert sich immer weiter. „Wir bekommen eine neue Air Force One, wenn sie das verdammte Ding jemals fertigkriegen“, schimpfte Donald Trump am Mittwoch bei einer Veranstaltung des öffentlichen Investitionsfonds von Saudi-Arabien – nicht ohne eine Trump-typische Drohung hinterherzuschieben: „Aber vielleicht müssen wir tatsächlich einen anderen Weg einschlagen, weil sie so lange brauchen.“
Das allerdings würde die amerikanischen Steuerzahler teuer zu stehen kommen: Die Air Force hat sich bereits verpflichtet, 3,5 Milliarden Dollar an Boeing zu zahlen. Dennoch denkt Donald Trump laut Berichten der New York Times darüber nach, kurzfristig ein anderes Luxusflugzeug zu kaufen und zur Air Force One umzubauen. Den einst stolzen Flugzeugbauer Boeing halte er für einen „verlorenen Fall“.
Boeing selbst dürfte inzwischen ähnlich unglücklich über den Auftrag für die neue Air Force One sein wie der US-Präsident: Fast zweieinhalb Milliarden Dollar Verlust verbucht der Konzern inzwischen durch die Arbeit an den Flugzeugen. Dabei hatte Boeing aus Kostengründen bereits beschlossen, gar keine neuen Maschinen zu bauen. Stattdessen werden zwei ursprünglich für eine russische Fluggesellschaft vorgesehene 747-Jumbojets umgerüstet.
Pannen, Drogen und Schnaps im Flugzeug
Doch auch dabei kämpft Boeing mit Verzögerungen und Kostensteigerungen. Darüber hinaus kam es zu einer regelrechten Pannenserie: So hatte ein Mitarbeiter nicht die notwendige Sicherheitszulassung, ein weiterer fiel durch einen unangekündigten Drogentest. Schließlich wurden in einem der beiden Flugzeuge mehrere Flaschen Tequila gefunden. Kein Wunder also, dass Donald Trump die Geduld ausgeht. Boeing-Chef Kelly Ortberg reagierte derweil diplomatisch auf dessen jüngste Drohung: „Der Präsident ist eindeutig unzufrieden mit dem Auslieferungszeitpunkt – ich denke, das hat er deutlich zu verstehen gegeben“, sagte Ortberg am Donnerstag.
Wann die Maschinen, die Raketen ausweichen und den radioaktiven Niederschlag einer Atombombe überstehen können sollen, frühestens fertig sind, verriet Ortberg nicht. Laut New York Times geht man bei Boeing jedoch nicht davon aus, die neuen Jets noch während Trumps zweiter Amtszeit ausliefern zu können.
Elon Musk hat allerdings andere Pläne. Er soll Boeing nun dabei helfen, die Prozesse zu beschleunigen. Sein Ziel: Zumindest eines der beiden Flugzeuge soll innerhalb eines Jahres fertiggestellt sein. Der New York Times zufolge hält Musk die aktuellen Entwürfe für „mit unnötigen Funktionen überfrachtet“. Zudem wolle er für einige Mitarbeiter die Anforderung der höchsten Sicherheitsfreigabe abschaffen und den Testzeitraum des fertiggestellten Flugzeuges abkürzen. Ob das Silicon-Valley-Mantra „Move fast and break things“ der richtige Ansatz ist, wenn man das Flugzeug mit den wohl höchsten Sicherheitsanforderungen der Welt baut? Das wird sich zeigen.