Dolce & Gabbana:Spaghetti mit Stäbchen

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Mit diesem Werbespot ist die italienische Modefirma Dolce & Gabanna in China ziemlich angeeckt. (Foto: oh)
  • Das Modelabel Dolce & Gabbana muss eine Modenschau in Schanghai absagen. Das Unternehmen hatte den Zorn etlicher Internetnutzer auf sich gezogen.
  • Der Vorwurf lautet Rassismus: Dolce & Gabbana hatte im Vorfeld der Veranstaltung ein Video ins Netz gestellt, in dem eine Chinesin versucht, Pizza, Canneloni und Spaghetti mit Stäbchen zu essen.

Von Christoph Giesen, Peking

Das Unglück von Dolce & Gabbana in China ist nur wenige Sekunden lang: Drei kurze Videos hatte das italienische Modehaus ins Internet gestellt. Man sieht darin eine Chinesin, die versucht mit Stäbchen erst eine wagenradgroße Pizza, dann Cannelloni und schließlich einen Teller Spaghetti zu essen. "Heute zeigen wir dir, wie man unsere große traditionelle Pizza Margherita mit diesen stockähnlichen Dingen essen kann", raunt ein Sprecher aus dem Off. Die Frau stochert in der Pizza rum. "Nein, nein, nicht so. Ja, trenn ein Stück ab und steck es dir direkt in den Mund. Und lass den Käse nicht fallen! Bravissimo!" Danach der Hinweis, dass in wenigen Tagen die große Modenschau in Shanghai ansteht. Für den Konzern ein wichtiges Ereignis, China ist schließlich der größte Importeur von Luxusmode weltweit.

Die Veranstaltung in Shanghai ist inzwischen abgesagt. 'Rassismus' ruft das Land. "Ich liebe mein Mutterland", schreibt die Schauspielerin Li Bingbing beim Kurznachrichtendienst Weibo. 42 Millionen folgen ihr dort. Etliche Prominente tun es ihr gleich. Sogar die kommunistische Jugendliga meldet sich zu Wort: "In China tätige ausländische Unternehmen sollen China und die Chinesen respektieren."

Von der Hand zu weisen ist der Vorwurf nicht, und dennoch ist der Umgang mit Rassismus ein schwieriges Thema in China. Erst Anfang des Jahres gab es einen Eklat zur allerbesten Sendezeit. Die Frühlingsfestgala des Staatsfernsehens ist die größte Fernsehshow des Planeten: 700 Millionen Zuschauer sehen sich die Sendung an. Musikgruppen treten auf, Sketche werden aufgeführt und natürlich wird auch Propaganda eingestreut.

Das Luxuslabel bittet um Verzeihung - so wie es Daimler kürzlich in anderer Angelegenheit tat

Zur Eröffnung der von China gebauten Eisenbahnlinie zwischen Nairobi und Mombasa stellte der Regisseur eine Gruppe Afrikaner auf die Bühne, manche halb nackt die Trommel schlagend, andere in Zebrakostümen, einer sogar als Affe verkleidet. Sie alle tanzten um einen chinesischen Lehrer und dankten ihm. Doch damit nicht genug: Eine chinesische Schauspielerin ließ sich in der Maske das Gesicht schwärzen und trat als Afrikanerin mit dickem Hinterteil und Obstkorb auf dem Kopf auf. Auch damals regte sich Protest in den sozialen Medien - die Jugendliga war nicht dabei. Überhaupt wurde alles rasch wegzensiert.

Dolce & Gabbana hat sich nun ebenfalls zum Löschen entschieden und bittet um Verzeihung. Genauso ging übrigens auch der Autobauer Daimler vor. Auf Instagram hatte der Konzern im Februar das Foto eines Mercedes veröffentlicht, begleitet vom eher unschuldig daher kommenden Aphorismus: "Betrachte Situationen von allen Seiten und Du wirst offener." Was nach einem Kalenderspruch klingt, stürzte das Unternehmen in eine Krise. Urheber des Zitats ist der Dalai Lama, in China ein Staatsfeind. Eilig wurde der Beitrag gelöscht und eine unterwürfige Entschuldigung ins Netz gestellt. Außerdem trat Konzernchef Dieter Zetsche den Bußgang zum chinesischen Botschafter in Berlin an. Das Einknicken rief in Deutschland Kritik hervor. Die Absatzzahlen in China dagegen stimmen.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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