Der geplante Digital Markets Act (DMA) der EU bedroht das App-Monopol von Apple auf iPhones. Jetzt hat der US-Technologiekonzern eine PR-Offensive gestartet, um die EU-Kommission noch umzustimmen. Für das Unternehmen steht viel auf dem Spiel. Denn derzeit ist es für Nutzer von Apple-Telefonen so gut wie unmöglich, Apps anders als über den offiziellen App-Store auf ihr iPhone zu laden. Das von der EU geplante Regelwerk würde das schlagartig ändern. Apple würde dazu verpflichtet, das sogenannte "Sideloading" zuzulassen, also dass Nutzer und Nutzerinnen Apps am Store vorbei installieren können.
Die EU-Kommission will mit dem DMA die unfairen Größenvorteile der großen Digital-Konzerne teilweise ausgleichen. Dazu werden Tech-Unternehmen, die in den vergangenen drei Jahren mehr als 6,5 Milliarden Euro Umsatz gemacht haben und die den Zugang anderer Unternehmen zu einem digitalen Markt mitbestimmen, als "Gatekeeper" definiert. Diese Gatekeeper sollen sich künftig an einige zusätzliche Regeln halten, um den freien Wettbewerb zu fördern. Apple stört sich vor allem an Artikel 6 des DMA, der "möglicherweise noch näher auszuführende Verpflichtungen" definiert. Die Gatekeeper sollen es Mitbewerbern demnach erlauben, ihre Software oder gar eigene Stores auf den Gatekeeper-Plattformen - in diesem Fall Apples iPhone - zu installieren.

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Apple ist der Auffassung, dass damit die Sicherheit seiner Nutzer und Nutzerinnen auf dem Spiel stehe. Denn der App-Store erlaube Apple eine rigide Qualitätskontrolle. Das Unternehmen prüft nach eigenen Angaben aktuell jede im Store verkaufte App auf Schadsoftware und auf Anfälligkeit für Sicherheitslücken. Zudem werde geprüft, ob die App Zugriff auf Daten und Funktionen möchte, die sie nicht bräuchte, ob also etwa eine Chat-App das Mikrofon nutzen wolle. Das alles gehe nur, wenn Apple die Tür zum Store streng kontrolliere. Der Konkurrent Android von Google erlaube Sideloading und habe infolgedessen mit mehr Schadsoftware zu kämpfen, so Apple. 2020 habe es auf Android-Geräten 15-mal so viele Infektionen gegeben, wie auf iPhones, sagt ein Apple-Sprecher.
Geht es um Sicherheit - oder ums Geld?
Diese Zahl, die aus einem Sicherheitsreport von Nokia stammt, benötigt jedoch etwas Kontext. Weil Google es Herstellern erlaubt, das Betriebssystem Android für verschiedene Smartphones anzupassen, gibt es unzählige Android-Versionen. Viele von ihnen werden überhaupt nicht mehr aktualisiert, und wenn, dann oft sehr zögerlich. Auf Millionen Android-Geräten laufen deshalb alte, anfällige Versionen der Software. Die meisten Apple-Geräte werden dagegen automatisch mit der neuesten iOS-Version versorgt. Diese Praxis sorgt tatsächlich für mehr Sicherheit, würde sich durch die geplanten EU-Regeln aber auch nicht ändern. Eine andere Zahl aus dem Nokia-Report erwähnt Apple im Übrigen nicht. Der Anteil der Apple-Geräte bei Infektionen mit Schadsoftware wuchs im vergangenen Jahr rasant. Von 2019 auf 2020 stieg er um 100 Prozent, während er bei Android um 50 Prozent zurückging.
Was Apple auch nicht sagt: Eine Erlaubnis zum Sideloading wäre ein schwerer Schlag für Apples überaus erfolgreiches Geschäftsmodell. Apple behält bis zu 30 Prozent der Einnahmen bei allem, was über den App-Ladentisch geht, seien es App-Abos oder Einmalkäufe. Lediglich Entwickler, die weniger als eine Million Euro im Store umsetzen, zahlen seit kurzer Zeit einen ermäßigten Satz von 15 Prozent. Apple spielt diesen finanziellen Aspekt in der Öffentlichkeit gern herunter, seine Investoren warnte das Unternehmen dagegen im vergangenen November vor dem "erhebliche negativen Einfluss", die eine Änderung beim App-Store-Modell auf die Unternehmensfinanzen haben könnte.
Auch in Deutschland steht Apple seit dieser Woche unter strengerer Beobachtung. Das Bundeskartellamt leitete ein Verfahren ein, das prüfen soll, ob Apple eine "marktübergreifende Bedeutung" hat und damit den Wettbewerb beeinträchtigt.