DM - Drogerie Markt:"Die Kunden müssen erst ihre Gewohnheiten ändern"

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Keine Drogeriemarktkette war schneller als DM: Sie bot als erste einen Versandservice für Medikamente an. Geschäftsführerin Petra Schäfer und ein Apothekensprecher über die ersten Erfahrungen.

Hans von der Hagen

Schon länger verkauft die DM-Drogeriemarktkette Medikamente über ihre Filialen. Verkaufen bedeutet freilich nicht, dass die Pillen im Regal stehen, sondern DM-Kunden können in der Drogerie einen Bestellschein ausfüllen.

Der wird an die Partner-Apotheke der Drogeriekette weitergeleitet - an die Europa Apotheek in Venlo, die nach Angaben von DM-Geschäftsführerin Petra Schäfer nicht zum DM-Verbund gehört.

Das Angebot besteht also lediglich in einem Serviceangebot für jene, die die Arzneien beispielsweise nicht selbst über das Internet bestellen wollen. DM sieht sich selbst als "Logistik-Dienstleister für die Europa Apotheek".

Der mögliche Vorteil für die Kunden: Die Waren sind meist billiger als bei den örtlichen Apotheken. Für rezeptpflichtige Medikamente gibt es einen Bonus in Form eines Gutscheins, der die Zuzahlung teilweise oder ganz ausgleicht.

Nach Angaben eines Sprechers der Europa Apotheek kommen bislang weniger als ein Prozent des Umsatzes über die DM-Märkte - auch weil momentan noch auf Marketingaktionen verzichtet werde.

Unter den Kunden seien doppelt so viele Frauen wie Männer. Bei den Männern dominiere die Altersgruppe der über 70-jährigen - die weiblichen Kunden seien im Schnitt erheblich jünger. Und: Es würden ein Drittel mehr rezeptpflichtige als freiverkäufliche Medikamente bestellt.

Viele Hürden

Um den Bestellservice zu realisieren, musste DM einige Hürden nehmen. Kurz nach Beginn der Testphase vor vier Jahren wurde der Verkauf wieder gestoppt und konnte erst im Jahr 2006 nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen in Münster wieder aufgenommen werden.

Mittlerweile nehmen 80 Filialen in Nordrhein-Westfalen am Service teil, da nur für dieses Bundesland das Münsteraner Urteil gilt.

Der Service könnte erst dann auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt werden, wenn die Gerichte den Service endgültig billigen. Zuvor entscheidet Mitte März zunächst das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, ob die - überraschende - Nichtzulassung der Revision durch das Oberverwaltungsgericht in Münster im November 2006 rechtens war.

Es könnte ein Urteil mit Signalwirkung sein: Bestätigt das Bundesverwaltungsgericht das Münsteraner Urteil, werden sich die Gerichte in den übrigen Bundesländer mit einem Verkaufsverbot schwer tun.

Wann allerdings Medikamente tatsächlich bundesweit bei DM bestellt werden können, ist nach den Worten Schäfers noch nicht absehbar.

Weil die Bestellung von Medikamenten über das Internet mittlerweile einfach geworden ist, beschränkt sich die Zielgruppe vor allem auf jene Kunden, die keinen Zugang zum Internet haben, nicht im Internet bestellen wollen oder tagsüber keine Pakete in Empfang nehmen können.

Bislang ist DM mit der Umsatzentwicklung des Angebots zufrieden - sonst "wäre das Angebot ja auch nicht auf 80 Filialen ausgeweitet worden", sagt Schäfer. Allerdings brauche es einige Zeit, bis die Kunden ihre Kaufgewohnheiten umgestellt hätten.

Dass mittlerweile mit Unternehmen wie Schlecker und Rewe eine ganze Reihe von Anbietern auf den Markt drängt, ist aus Sicht Schäfers "nur normal". Im Ausland würden in den "Drugstores" schon länger viele Drogerien Arzneien verkaufen. Für den Fall, dass sich auch in Deutschland die Rahmenbedingungen änderten, müssten die hiesigen Anbieter den Markt sondieren und sich entsprechend vorbereiten.

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