Immobilien:Boom - aber nicht genug

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Die Baupreise werden weiter steigen, aber nicht so stark wie in den vergangenen Jahren. (Foto: Cindy Riechau/dpa)

Die deutsche Bauwirtschaft trotzt der Corona-Krise. Vor allem der Wohnungsbau läuft weiter gut. Trotzdem fehlen viele Wohnungen.

Von Thomas Öchsner, München

Ob Dachdecker, Elektriker oder Heizungsinstallateur - auf gute Handwerker müssen Baufrauen und Bauherren vor allem in den Städten oft wochenlang warten. Aber nicht nur das, sie müssen sich auch in den nächsten Jahren auf höhere Preise einstellen. Die Baupreise werden weiter steigen, stärker als die Inflation, aber nicht so stark wie in den vergangenen Jahren. Damit rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seiner neuen Prognose für die Bautätigkeit in Deutschland, die an diesem Mittwoch veröffentlicht wird. Demnach werde Wohnraum auch in der Corona-Krise weiter sehr nachgefragt sein, wenn sich auch "der Zuzug in die großen Städte spürbar abgeschwächt" habe. "Allerdings dürften die Metropolregionen als Ganzes ihre hohe Anziehungskraft behalten", heißt es in der Studie, die vom Bundesbauministerium finanziert wird. Das wiederum spricht für weiter hohe Immobilienpreise in gefragten Städten.

Für Claus Michelsen, Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik beim DIW und einer der Autoren der Studie, ist und bleibt die Baukonjunktur "eine Stütze der deutschen Wirtschaft". Daran hat auch die Pandemie nichts geändert, vor allem weil die Baustellen nicht verwaist blieben und die Handwerker weiterarbeiten durften. So ist das Baugeschäft laut der DIW-Untersuchung weitgehend stabil geblieben und sogar 2020 leicht gestiegen.

Allein in diesem Jahr dürften für den Wohnungsbau fast 265 Milliarden Euro ausgegeben werden

Auch 2021 und 2022 wird nach der Prognose weiter mehr Geld fürs Bauen ausgegeben, allein für den Wohnungsbau in diesem Jahr fast 265 Milliarden Euro, ein Plus von 3,7 Prozent. Im kommenden Jahr erwartet das DIW hier sogar einen Zuwachs von 5,8 Prozent. Die Zahlen täuschen aber darüber hinweg, dass immer noch viel zu wenig Wohnungen dort errichtet werden, wo sie besonders nötig sind. Die große Koalition peilte 365 000 Wohnungen pro Jahr an. 2019 wurden nach Angaben der Bundesregierung jedoch nur 293 000 Wohnungen fertiggestellt. Das sind 80 Prozent mehr als vor zehn Jahren, aber viel weniger als Mitte der 1990er-Jahre mit gut 600 000 neuen Wohnungen.

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Nach wie vor wird mehr genehmigt als gebaut. Der sogenannte Bauüberhang - der Unterschied zwischen geplanten aber nicht fertiggestellten Wohnungen - entspricht laut DIW "derzeit etwa der Wohnungsbauleistung von rund zweieinhalb Jahren". Hinzu kommt: Das errechnete Plus beim Wohnungsbau beruht auch auf steigenden Preisen. 2021 unterstellt das DIW hier eine Verteuerung von 1,8 Prozent, 2022 von 2,5 Prozent. In realer Rechnung dürfte der Zuwachs deshalb "bei etwa zwei Prozent im Jahr 2021 und 2,5 Prozent im Jahr 2022 liegen", so die Forscher.

DIW-Experte Michelsen geht davon aus, dass "der Wunsch nach den eigenen vier Wänden nach wie vor groß ist". Die Berliner Konjunkturforscher erwarten sich auch positive Effekte durch die Steuersenkungen, wie der teilweisen Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Dies werde die Kaufkraft von "mittleren und höheren Einkommen stärken und somit die Nachfrage nach Instandhaltungs- und Modernisierungsaufträgen anregen".

Weniger gute Aussichten bescheinigt das Institut dem Büroimmobilienmarkt: Weil mehr Menschen zu Hause arbeiten und sich der Trend zum mobilen Arbeiten fortsetzt, steht für das DIW sogar "die längerfristige Rentabilität neuer Bürogebäude immer mehr in Frage".

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