DIW-Studie: Geschlechtervergleich:Vermögen ist männlich - Schulden sind's auch

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Männer werden schneller reich als Frauen. Aber sie sitzen auch auf höheren Schulden - vor allem nach Scheidungen. Da sind in der Regel Männer die Verlierer.

Felix Berth

Das Vermögen der Männer in Deutschland ist im Durchschnitt anderthalb mal so groß wie das der Frauen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Vermögensunterschied zwischen den Geschlechtern hat sich demnach in den letzten Jahren vergrößert.

Der wirtschaftliche Aufschwung zeigt Wirkung. Arbeitnehmer haben im zweiten Quartal 2010 mehr Geld in er Tasche als noch im Vorjahr. (Foto: dpa)

Im Jahr 2007 hatten Männer in Deutschland nach den Berechnungen von Markus Grabka, Joachim Frick (DIW) und Richard Hauser (Universität Frankfurt) ein durchschnittliches Vermögen von knapp 109.000 Euro. Das waren 16.000 Euro mehr als fünf Jahre zuvor. Frauen hingegen konnten ihr Vermögen im gleichen Zeitraum nicht vermehren. Es stagnierte bei durchschnittlich 70.000 Euro. Für die Studie konnten erstmals die Daten von 20.000 Personen erhoben werden und ein Unterschied von Männern und Frauen gemacht werden. Zuvor konnten nur Familien erfasst werden.

Besonders auffällig ist der Unterschied bei den Betriebsvermögen. Auf eine Frau, die als Unternehmerin Betriebsvermögen besitzt, kommen statistisch drei männliche Unternehmer, denen eine Firma gehört. Das erklärt einen erheblichen Teil der Unterschiede; Männer besitzen nach Grabkas Analyse im Schnitt fünfmal mehr Betriebsvermögen als Frauen.

Große Vermögensunterschiede gibt es auch zwischen verheirateten Männern und Frauen. Demnach haben verheiratete Männer im Schnitt 55.000 Euro mehr Vermögen als verheiratete Frauen. Auch das ist unter anderem durch die vielen Firmen mit männlichen Eigentümern zu erklären. Überrascht waren die Wissenschaftler, dass sich auch bei unverheirateten Männern und Frauen deutliche Differenzen zeigen. Hier liegt der Unterschied bei etwa 20.000 Euro. "Das hat uns gewundert, weil das überwiegend junge Erwachsene sind, die noch gar nicht viel Vermögen bilden konnten", sagt Grabka. Er erklärt das Phänomen auch damit, dass Männer in ihren Berufen bereits früh im Arbeitsleben deutlich mehr verdienen als Frauen.

Bei der Verschuldung zeigt sich ebenfalls ein Unterschied zwischen den Geschlechtern, allerdings ein gegenläufiger. Männer haben häufiger Schulden als Frauen; außerdem sind ihre Schulden höher. Besonders groß ist dieser Unterschied bei Geschiedenen: Frauen haben nach einer Scheidung im Schnitt Verbindlichkeiten von 9000 Euro; geschiedene Männer kommen statistisch auf etwa 23.000 Euro Schulden. Das widerspricht der gängigen These, Frauen seien in der Regel die ökonomischen Verlierer einer Scheidung: "Es deutet eher auf eine benachteiligte Position der Männer hin", sagt Grabka. Seine Untersuchung lässt jedenfalls den Schluss zu: Vermögen ist männlich, Schulden auch.

Nach der Untersuchung ist auch der Unterschied zwischen Arm und Reich in Deutschland gewachsen. So besaßen die reichsten zehn Prozent der Deutschen 2007 etwa 61 Prozent des gesamten Vermögens. Sie konnten ihre Position sogar noch verbessern: Fünf Jahre zuvor hatte ihr Anteil am gesamten Vermögen noch bei 58 Prozent gelegen. Die ärmsten 30 Prozent der Deutschen haben entweder Schulden oder ein Vermögen von null Euro.

Die Ergebnisse passen zum Ranking der 500 reichsten Deutschen des Manager Magazins. Demnach befindet sich unter den zehn reichsten Deutschen weiterhin nur eine Frau: Altana-Großaktionärin Susanne Klatten mit einem Vermögen von 7,75 Milliarden Euro. Die übrigen Superreichen sind Männer wie der Aldi-Süd-Eigner Karl Albrecht (17,1 Milliarden Euro), Dieter Schwarz, dem die Discountkette Lidl gehört (10,5 Milliarden Euro), oder die beiden Söhne des Aldi-Nord-Gründers Theo Albrecht.

Laut Manager Magazin hatte die Finanzkrise im Jahr 2009 noch Auswirkungen auf die Vermögen der reichsten Deutschen. Der Wert der 100 größten Vermögen stagnierte beinahe. Er wuchs um 0,6 Prozent auf knapp 290 Milliarden Euro. Gewinnern wie Klaus-Michael Kühne (Kühne & Nagel, Hapag-Lloyd, plus 900 Millionen Euro, aktuelles Vermögen: vier Milliarden Euro) standen Verlierer wie die Familien Porsche und Schlecker gegenüber. Ihr Vermögen soll jeweils um eine halbe Milliarde Euro geschrumpft sein.

© SZ vom 13.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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