Die Schweizer Großbank UBS beugt sich dem Druck aus den USA und fährt ihre Diversitätsvorgaben zurück. In dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht fehlt der im Vorjahr noch aufgelistete Katalog von Zielen für die Vertretung von Minderheiten in Führungspositionen des Unternehmens. So hatte sich die UBS vorgenommen, dass 30 Prozent der Mitarbeiter bis 2025 auf Direktorenstufe und darüber Frauen sein sollen. In den USA und Großbritannien hatte der Vermögensverwalter bei Mitarbeitern ab der Stufe Direktor noch einen Anteil ethnischer Minderheiten von 26 Prozent angepeilt.
Viele Unternehmen hatten ab 2020 im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung Diversitätsprogramme eingeführt oder ausgebaut, um Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (Diversity, Equity and Inclusion, DEI) zu fördern. Doch der neue US-Präsident Donald Trump forderte Unternehmen auf, die Programme abzuschaffen. Er behauptet, sie hätten den USA geschadet, umgibt sich zugleich aber selbst mit einem Hofstaat an Günstlingen. Etliche große US-Konzerne, darunter Meta und Alphabet, gaben ihre DEI-Initiativen dennoch im Zuge der Rückkehr von Trump ins Weiße Haus auf. Die UBS hatte sich 2020 im Rahmen ihrer DEI-Strategie ebenfalls vorgenommen, den Anteil von Frauen und ethnischen Minderheiten im Management zu steigern. Im Geschäftsbericht für 2024 kommt der Begriff „DEI“ im Gegensatz zum Vorjahr allerdings nicht mehr vor. „Wir werden auch weiterhin eine vielfältige Belegschaft rekrutieren, entwickeln und fördern, wobei die Leistungsorientierung im Vordergrund aller unserer Entscheidungen steht“, erklärte ein UBS-Sprecher.
Auch Nachhaltigkeitsvorgaben ändert die Bank. Bisher hatte die UBS beabsichtigt, bis 2030 ein Fünftel der vom Asset Management verwalteten Vermögen mit dem Ziel Netto-Null-CO2-Emissionen („Net Zero“) in Einklang zu bringen. Neu soll stattdessen 20 Prozent des weltweiten Fondsangebots nachhaltig sein. Damit wolle die Bank den Kunden eine Auswahl bieten, hieß es weiter. Für die Reduktion der eigenen Emissionen auf Netto-Null gibt sich die UBS zehn Jahre länger Zeit, nämlich bis 2035.
Hinter den Kulissen halten viele internationale Unternehmen allerdings weiterhin an ihren DEI-Initiativen fest. Dieses Vorgehen könnte man als „DEI im Verborgenen“ bezeichnen – ein Ansatz, der für globale Unternehmen außerhalb der USA seit dem 20. Januar zur neuen Normalität wird. Außerhalb der USA wird die Lage noch komplizierter: Unternehmen wollen zwar nicht ins Visier der Trump-Regierung geraten, sind jedoch an internationale Vorschriften zur Förderung von Vielfalt gebunden. In vielen Ländern – von Großbritannien und der EU bis Australien und Hongkong – gibt es gesetzliche Vorgaben für Geschlechtervielfalt in Vorständen, Maßnahmen zur Schließung des Gender Pay Gaps und Regelungen zur Wiedereingliederung von Mitarbeitern nach längerer Abwesenheit. Mehrere Dax-Unternehmen hatten zuletzt gesagt, sie hielten an ihren Programmen fest. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte im Januar gesagt, die Förderung von Vielfalt sei weiterhin integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie.