Süddeutsche Zeitung

Diskussion über Euro-Bonds:Spanien und Italien hoffen auf Kurswechsel der Kanzlerin

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy haben Euro-Bonds gerade erst abgelehnt. Die Regierungen von Italien und Spanien wollen das nicht hinnehmen. Denn gemeinsame Staatsanleihen würden ihre Finanzierung erleichtern. Weil der französische Präsident aber angedeutet hat, Euro-Bonds seien vielleicht "in der Zukunft einmal denkbar", hoffen die Südeuropäer nun, dass auch die Kanzlerin irgendwann einknickt.

Die von den Finanzmärkten unter strenger Beobachtung stehenden Schulden-Länder Spanien und Italien plädieren auch nach dem deutsch-französischen Gipfeltreffen für die Einführung von Euro-Bonds. Die Ablehnende Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Noicolas Sarkozy wollen sie nicht akzeptieren.

Die Regierungen in Madrid und Rom erklärten, die Vorschläge von Merkel und Sarkozy zur Integration der Euro-Zone ebneten längerfristig den Weg zum Verkauf dieser gemeinsamen Staatsanleihen - obwohl die Regierungschefs von Deutschland und Frankreich Euro-Bonds nach ihrem Gipfeltreffen am Dienstag zur Enttäuschung der Finanzmärkte erneut abgelehnt hatten.

Euro-Bonds würden die Finanzierungskosten von Spanien und Italien deutlich senken, allerdings auf - bislang kaum zu beziffernde - Kosten von Deutschland und Frankreich. "Je mehr wir uns auf die Integration der Wirtschaftspolitik zubewegen, desto näher kommen wir der Idee von Euro-Bonds", sagte ein Regierungssprecher in Madrid.

In Rom erklärte ein ranghohes Mitglied der Partei von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, die Regierung hoffe, dass die deutsche Kanzlerin bis September von Euro-Bonds überzeugt sein werde - und damit eine Kehrtwende zu ihrem Votum vom gestrigen Dienstag einleiten würde.

Merkel hatte nach dem Spitzentreffen allerdings vermieden, gemeinschaftliche Staatsanleihen für alle Zeiten auszuschließen. Sarkozy hatte betont, Euro-Bonds seien "vielleicht irgendwann in der Zukunft einmal denkbar", aber erst am Ende der europäischen Integration.

Um die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen, wollen Deutschland und Frankreich die Integration in der Eurozone beschleunigen, etwa durch eine in den Verfassungen der Euro-Staaten festgeschriebene Schuldenbremse und eine engere Verzahnung der Wirtschaftspolitik.

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