Studie:Deutschland wird digitaler

Immer mehr Menschen sind online, auch auf dem Land. Allerdings gibt es immer noch viele Skeptiker - und auch Firmen unterschätzten den Wert von Daten.

Von Helmut Martin-Jung, München

Man mag es Zwangsdigitalisierung nennen. Die Corona-Pandemie hat jedoch dazu geführt, dass Deutschland bei der Nutzung digitaler Möglichkeiten einen großen Sprung nach vorne gemacht hat. Wie aus dem Digitalindex hervorgeht, einer jährlich vorgenommenen Studie zur Digitalisierung in Deutschland, arbeiten inzwischen doppelt so viele Menschen zumindest zeitweise von zu Hause aus wie vor der Pandemie. 88 Prozent der Bevölkerung sind inzwischen online, auch auf dem Land hat sich ihr Anteil auf 77 Prozent erhöht. Dort kam es sogar zum größten Wachstum.

Der Anteil derjenigen, die völlig offline leben, ist auf zwölf Prozent geschrumpft. In dieser Gruppe sind die meisten im Rentenalter, zwei Drittel davon Frauen. Als Grund geben sie an, die digitale Welt betreffe sie nicht, nur sieben Prozent von ihnen fühlt sich wegen mangelnder Teilhabe abgeschnitten.

Skepsis weit verbreitet

Nach wie vor hängt der Grad der Digitalisierung auch an der formalen Bildung. Je höher der Bildungsabschluss, um so intensiver werden digitale Angebote genutzt und fühlen sich die Nutzer auch in der Lage dazu, mit den Herausforderungen wie etwa Datenschutz umzugehen. In der mittleren Gruppe der Wenig- und Durchschnittsnutzer ist dagegen die Skepsis weiter verbreitet.

Eine Mehrheit von 56 Prozent ist der Meinung, sie profitierten von der Digitalisierung. Bei Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen sind es weit weniger, nur 32 Prozent. Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen profitieren allerdings auch überproportional vom digitalen Wandel. Sie können zum Beispiel mehr von zu Hause aus arbeiten, viele wollen das auch nach der Pandemie beibehalten, wenn auch in etwas geringerem Maß. Die Chefs dagegen sind noch zurückhaltend, 75 Prozent lehnen es ab, dass ihre Mitarbeiter viel von zu Hause aus arbeiten.

Auch der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hat eine Studie zur Digitalisierung vorgelegt, die den Fokus auf Datenwirtschaft legt. Das Resümee: Nicht einmal ein Drittel (28 Prozent) der Unternehmen seien digital, daher bleibe das Potenzial wirtschaftlicher Datennutzung in digitalen Geschäftsmodellen oft ungenutzt. 91 Prozent der Unternehmen fürchten unautorisierten Zugriff auf Daten. Die Bundesregierung, fordert der BDI, müsse daher mehr Rechtssicherheit bei der Nutzung und dem Austausch von Daten schaffen.

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