Digitalfinanzierung:Allianz für Gebrauchtwagen

Der Versicherer kooperiert mit Auto 1 und Deutscher Bank bei der Finanzierung von Händlern.

Von Jonas Tauber, Herbert Fromme, Berlin/Köln

Die Allianz arbeitet künftig mit Auto 1, dem Online-Marktplatz für Gebrauchtwagen, zusammen. Der Versicherer erwartet davon Wachstum für sein Kerngeschäft - gegen den Rivalen HUK-Coburg. Allianz X, die Tochter für digitale Investments, hat zusammen mit Auto 1, der Deutschen Bank und Investoren das Gemeinschaftsunternehmen Auto 1 Fintech gegründet. Es ermöglicht Gebrauchtwagenhändlern eine digitale Refinanzierung von Autos am Tag des Kaufs.

Bei einer Bank müssen Händler dafür mindestens 15 Tage einplanen und bis dahin eigenes Geld einsetzen, so Auto 1-Gründer Hakan Koc. "Wir werden das nicht nur in Deutschland anbieten, sondern auch in Polen, Frankreich und anderen europäischen Ländern", sagte er.

Während andere nur Käufer und Verkäufer zusammenbringen, kauft Auto 1 den Wagen selbst

Auch Nazim Cetin, Chef von Allianz X, hat große Erwartungen: "Dadurch sind wir in der Lage, gemeinsam neue Angebote zum Nutzen der Gebrauchtwagenhändler zu entwickeln." Auto 1 biete Zugang zu einem großen Kreis potenzieller Kunden in Europa. Auto 1, Allianz X und Deutsche Bank besitzen zusammen mehr als 50 Prozent an Auto 1 Fintech. Den Rest halten Privatinvestoren.

Die vor fünf Jahren gestartete Berliner Gebrauchtwagen-Plattform Auto 1 ist eines der meistbeachteten deutschen Start-ups. Erst im Januar 2018 ist der japanische Technologiekonzern Softbank mit einer Investition von 460 Millionen Euro eingestiegen. Das Unternehmen versteht sich als Großhändler, kauft Pkw von Privatpersonen über die Website "wirkaufendeinauto.de" und verkauft sie dann ausschließlich an gewerblich tätige Händler. Das Netzwerk umfasst 40 000 Händler, 2017 wurden 420 000 Fahrzeuge gehandelt.

Während andere Gebrauchtwagen-Plattformen lediglich Käufer und Verkäufer zusammenbringen und dafür eine Gebühr kassieren, kauft Auto 1 den Wagen selbst. Damit hat das Unternehmen den Fahrzeugbrief in der Hand - und so die benötigte Sicherheit für einen Kredit sowie alle Daten. Die ausgegebenen Kredite zur Autofinanzierung verkauft die Gruppe dann paketweise weiter an Banken. Auto 1 Fintech werde langfristig eine eigene Banklizenz beantragen, hieß es in Finanzkreisen.

Für die Allianz ist die Kooperation in ihrer Aufholjagd gegen den Rivalen HUK-Coburg sehr wichtig. Jahrzehntelang war die Allianz unangefochten auch in dieser Sparte ganz vorne, doch 2011 überholte die HUK-Coburg sie. Aktuell haben die Münchener 8,5 Millionen Fahrzeuge versichert, die Coburger 11,6 Millionen.

Die Allianz ist über Kooperationen mit Herstellern wie VW in zahlreichen Autohäusern beim Neuwagenkauf vertreten, tut sich aber bei den Gebrauchtwagen schwer. Mit der Auto 1-Kooperation könnte sie das ändern.

Wie viel Geld Allianz X für das bereits gestartete Finanzierungs-Start-up in die Hand nimmt, will das Unternehmen nicht sagen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung handelt es sich um einen einstelligen Millionenbetrag.

Allianz X, die Tochter des Versicherungsriesen für digitale Investments, hat den Auftrag, sich an aufstrebenden digitalen Firmen aus den Bereichen Mobilität, vernetzte Gebäude, vernetzte Gesundheit, Vermögensmanagement und Ruhestand sowie Datenintelligenz und Cybersicherheit zu beteiligen. Dabei ist die Voraussetzung für eine Investition immer, dass Allianz X ein Potenzial für eine Zusammenarbeit bei der Versicherung erkennt. Zuletzt hatte Allianz X mit einer Beteiligung an der indonesischen Mobilplattform GO-JEK für Schlagzeilen gesorgt, davor mit einem Investment an der Smartphone-Bank N26.

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