Dietmar Hopp:Der Herr der Karte

Mit SAP wurde Dietmar Hopp reich, jetzt will der Investor und Mäzen mit der elektronischen Gesundheitskarte Geld verdienen - über ein verschachteltes Firmenkonglomerat.

Marvin Oppong

Dietmar Hopp, 69, hat als Unternehmer ein goldenes Händchen gehabt. Zusammen mit anderen gründete er die Firma SAP, die es zur weltweiten Macht im Software-Geschäft gebracht hat. So wurde er zu einem der reichsten Männer Deutschlands, der auch als Mäzen des Fußball-Erstligisten TSG 1899 Hoffenheim bundesweit bekannt wurde.

Dietmar Hopp, Gesundheitskarte, Fotos: ddp, dpa

Die elektronische Gesundheitskarte soll der große Hit im deutschen Gesundheitswesen werden - Dietmar Hopp könnte kräftig profitieren.

(Foto: Fotos: ddp, dpa)

Vor allem aber ist Hopp als Investor aktiv. So gehören dem gebürtigen Heidelberger die Firma Arctis und die InterComponentWare AG (ICW). Und diese ICW hat es auf einen ganz besonderen Markt abgesehen: auf das lukrative Gesundheitswesen und die neue Gesundheitskarte. Immerhin sollen bald rund 78 Millionen Versicherte die kleine Chipkarte bekommen. Für die Einführung ist die Gematik GmbH zuständig, eine Gesellschaft der Krankenkassen und Ärzteverbände.

Für diese Firma wurde eigens im Sozialgesetzbuch ein neuer Paragraph geschaffen. Eine nicht weniger wichtige Firma in dem Millionengeschäft ist die 2004 gegründete GeTeG GmbH aus Köln - und hier ist Hopp groß im Spiel. Diese Firma will zentrale Bestandteile des IT-Systems der neuen Gesundheitskarte aufbauen und verschiedene Dienstleistungen anbieten - mit dem SAP-Mitgründer im Hintergrund.

Noch gibt es keinen offiziellen Zuschlag für den Auftrag Gesundheitskarte - der brächte der GeTeG GmbH langfristig vermutlich dicke Millionengewinne. Den Ärzten und anderen Leistungserbringern wie Krankenhäusern oder Apotheken würden später Gebühren für die Nutzung der Dienste der Karte in Rechnung gestellt werden.

Auch andere buhlen um den Auftrag

Natürlich bewirbt sich die GeTeG GmbH aus dem Hopp-Reich nicht allein um den lukrativen Auftrag rund um die Gesundheitskarte. Auch Siemens und T-Systems möchten den Zuschlag erhalten.

Aber es gibt einen unschätzbaren Vorteil: Bis vor kurzem hat Dirk Drees die Geschäfte der Hopp-Firma GeTeG geführt. Er war davor, bis August 2008, technischer Geschäftsführer der Gematik, des Auftraggebers der Ärzte und Krankenkassen. So verfügt Drees über reichlich Insiderwissen. Der von der ICW veröffentlichten Pressemitteilung zu Drees kürzlicher Ablösung ist zu entnehmen, dass er der GeTeG "auch weiterhin beratend zur Verfügung stehen" wird.

Konkret geht es um die Zulassung dafür, ein IT-Netz zwischen den Arztpraxen und dem zentralen "Netzwerkbackbone" der Gesundheitskarte aufzubauen. Ebenso will die GeTeG den sogenannten elektronischen Arztbrief für die Kommunikation zwischen Ärzten, Krankenhäusern und anderen Leistungserbringern anbieten. Und schließlich bewirbt sich die Spezialfirma Hopps um den Betrieb eines sogenannten Brokers: Der stellt eine Verbindungsstelle innerhalb des Netzwerks der Gesundheitskarte dar und hilft zu protokollieren, wer wann auf das System zugegriffen hat.

Der Auftraggeber Gematik will in diesem Sommer entscheiden, wer all die wichtigen Leistungen anbieten darf. Zum Jahreswechsel hat es bereits konkrete Gespräche zwischen der Gematik und der GeTeG gegeben.

Verschachteltes Geflecht

Der Einfluss Hopps im Geschäft mit der Gesundheitskarte ist verschachtelt. Hinter der GeTeG GmbH, die gute Chancen auf den Auftrag hat, steckt als persönlich haftender Gesellschafter die GDZ Beteiligungs GmbH mit Sitz in Köln - als deren Geschäftsführer der Drees-Nachfolger Sascha Portius fungiert. Hinter der GDZ steckt dann die am SAP-Standort Walldorf sitzende ICW - Hauptinvestor Hopp. An ICW sind auch noch Andreas und Thomas Strüngmann, die Gründer der Pharmafirma Hexal, beteiligt sowie der baden-württembergische Energiekonzern EnBW.

Die Technikfirma mit den prominenten Besitzern entwickelt unter anderem Komponenten für die Gesundheitskarte und beriet das Bundesgesundheitsministerium bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Das ICW-Produkt "LifeSensor", eine elektronische Gesundheitsakte, will die GeTeG in Verbindung mit der Gesundheitskarte einsetzen.

Als Kommanditisten der wichtigen GeTeG, die für alle technischen Fragen rund um die Gesundheitskarte zuständig werden will, sind im Handelsregister zwei Beteiligungsgesellschaften eingetragen. Deren persönlich haftender Gesellschafter ist jeweils die BW Verwaltungs GmbH aus dem baden-württembergischen Wiesloch. Als Geschäftsführer der Firma fungieren Hopp und seine beiden Söhne, die Firma gehört Berthold Wipfler. Der Steuerberater ist auch geschäftsführender Vorstand der Potsdamer Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik, die vom Ex-SAP-Vorstandssprecher Plattner gestiftet wurde.

An den beiden Beteiligungsgesellschaften mischen als Kommanditisten mit: die von Dietmar Hopp kontrollierte Golf Club St. Leon-Rot Betriebsgesellschaft sowie die OH Capital aus Wiesloch. Persönlich haftender Gesellschafter der OH Capital ist ebenfalls die BW Verwaltungs GmbH; Dietmar Hopps Sohn Oliver ist Kommanditist.

Einfluss überall wahrnehmbar

Summa summarum ist der Einfluss Hopps überall zu spüren. Die GeTeG, die beste Chancen für den Auftrag Gesundheitskarte hat, scheint überall eng mit der Softwaretechnologiefirma ICW verbunden zu sein.

Albert Holtmüller, bis Ende Dezember 2008 leitender Produktmanager bei der ICW AG, tritt beispielsweise bei der GeTeG nunmehr als Leiter Produkt- und Projektmanagement auf. Die GeTeG, die von 2004 an beim Amtsgericht Mannheim eingetragen war und seit kurzem in Köln ansässig ist, hatte ihre Geschäftsräume eine Zeit lang in der Industriestraße 41 in Walldorf - dort, wo die ICW AG ihren Sitz hat. Und Sascha Portius, der vorvergangene Woche Dirk Drees als Geschäftsführer der GeTeG ablöste, kommt von der InterComponentWare AG, wo er seit Juni 2007 als Senior Projektmanager tätig war.

Sollte die GeTeG den Zuschlag für die drei Zulassungen erhalten, kann sie langfristig auf hohe Einnahmen aus Gebühren von Ärzten und anderen Leistungserbringern hoffen. Die Zulassungen, um die sich die GeTeG bewirbt, sind nämlich unbefristet.

Das dürfte Dietmar Hopp voll und ganz gefallen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: