Süddeutsche Zeitung

Dieselskandal:Volk gegen Volkswagen

Den betroffenen Besitzern von Dieselfahrzeugen bleibt für die Musterklage gegen den Autokonzern nur noch wenig Zeit. Bislang haben sich dem ersten Verfahren dieser Art mehr als 430 000 Autofahrer angeschlossen.

Von Markus Balser, Berlin

Fast genau vier Jahre nach dem Auffliegen des Dieselskandals kommt die wohl größte Kundenklage gegen Volkswagen vor Gericht. Am 30. September wird die Musterfeststellungsklage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV) in Braunschweig erstmals verhandelt. Mehr als 430 000 Dieselfahrer haben sich dem ersten Verfahren dieser Art bislang angeschlossen. Betroffene könnten nur noch bis Ende nächster Woche beitreten, sagte Verbandsvorstand Klaus Müller in Berlin. "Unserer Meinung nach hat Volkswagen betrogen und muss deshalb zur Rechenschaft gezogen werden."

VW habe die Kunden mit der Manipulation der Abgasreinigung von Dieselmotoren vorsätzlich und sittenwidrig geschädigt und sei deshalb zu Schadenersatz verpflichtet, erklärte der VZBV, der gemeinsam mit dem ADAC mit dieser neuen Form einer Art Sammelklage gegen VW vorgeht. Bereits im Frühjahr könnte das Braunschweiger Gericht über die Klage entscheiden. Bei dem Verfahren in Braunschweig geht es zunächst darum, ob VW Kunden überhaupt entschädigen muss. Ihre individuellen Ansprüche müssten die Diesel-Besitzer in eigenen Verfahren durchsetzen.

Die Musterfeststellungsklage umfasst die Marken Audi, Seat, Skoda und Volkswagen

Die Verbraucherschützer wollen notfalls bis zum Bundesgerichtshof gehen, sehen aber auch die Möglichkeit eines vorzeitigen Vergleichs mit VW. Die Musterfeststellungsklage umfasst die Marken Audi, Seat, Skoda und Volkswagen und nur Fahrzeuge mit Dieselmotoren des Typs EA 189, die nach dem 1. November 2008 gekauft wurden. Betroffene müssen sich bis zum Freitag nächster Woche in das offizielle Klageregister des Bundesamts für Justiz eintragen. Kosten sind damit nicht verbunden. In Australien hat sich VW gerade auf einen Vergleich mit Klägern geeinigt. Der Konzern zahlt bis zu 127 Millionen Australische Dollar (79 Millionen Euro), um die Verfahren beizulegen. Jeder Kunde bekomme im Durchschnitt 1400 Dollar, so ein VW-Sprecher. Der VZBV hofft auf mehr. Das sei weit weg von einem attraktiven Angebot, sagte Müller.

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Quelle:
SZ vom 18.09.2019
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