Diesel:Saubere Sache

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Die Nachfrage nach Dieselautos ist nach dem Abgasskandal zurückgegangen. Moderne Selbstzünder sind aber besser als ihr Ruf. Manche geben sogar Luft ab, die sauberer ist als vorher, zeigt ein Test. Allerdings erfüllen nur wenige Diesel die neueste Abgasnorm.

Von Joachim Becker, München

Jeder dritte Neuwagen wird derzeit mit einem Dieselmotor ausgeliefert. Das ist weit weniger als in den Spitzenzeiten vor drei Jahren, als fast jedes zweite Auto in Deutschland mit einem Selbstzünder verkauft wurde. Befürworter glauben trotzdem an ein Comeback dieser Technologie. Zu den Gründen gehören der geringe Spritverbrauch und die relativ positive Klimabilanz des Diesels: Studien zeigen, dass ein Elektroauto je nach Berechnungsgrundlage mindestens 50 000 Kilometer zurücklegen muss, bevor es beim gesamten CO₂-Ausstoß besser abschneidet als der Diesel.

Bei anderen Abgaswerten zeigen sich moderne Diesel ebenfalls vergleichsweise umweltfreundlich, auch wenn das überraschend klingen mag. Mit der neuesten Abgasnorm stoßen heutige Modelle nicht nur sehr geringe Mengen Stickoxid aus. Sie können die Luft in Städten sogar von Feinstaub reinigen: Die Abgase moderner Diesel sind in einigen Fällen sauberer als die eingesaugte Stadtluft, ergab jetzt eine Untersuchung im Auftrag von Auto, Motor und Sport. "Bei Feinstaubalarm müsste es also heißen: Diesel raus aus der Garage und ab durch die Stadt", heißt es in der Zeitschrift. Das allerdings würde nicht besonders weiterhelfen: Nur wenige Tausend Selbstzünder erfüllen hierzulande bereits die neue Abgasnorm Euro-6-d-Temp, die zuverlässig ausschließt, dass der Wagen in der Praxis wesentlich mehr Stickoxide ausstößt als im Testlabor. Und nur diese Diesel der neuesten Generation können für sich beanspruchen, die Stadtluft mit ihren aufwendigen Katalysatoren und Filtern womöglichsogar sauberer zu machen.

Völlig überraschend ist das Testergebnis nicht. Diesel müssen schon seit 2011 einen geschlossenen Partikelfilter haben, der die Partikelmasse im Abgas um über 99 Prozent reduziert. Entscheidend ist heute aber eher die Partikelanzahl, weil damit auch ultrafeine, lungengängige Partikel mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern erfasst werden. Benziner mit Direkteinspritzung müssen seit September 2018 dieselben strengen Grenzwerte für Feinststaub einhalten wie Diesel. Sie waren beim Partikelausstoß zuletzt schädlicher für die Stadtluft als neue Diesel. Ausgestattet mit zeitgemäßen Partikelfiltern tragen Verbrennungsmotoren also nicht stärker zur Staubbelastung bei als Elektroautos. Der Reifen- und Bremsabrieb unterscheiden sich kaum.

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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