Die Pannen des George W. Bush:Der bedeutendste Entertainer der Welt

Eigentlich wollte George W. Bush verschuldeten Häuslebauern Hilfe anbieten. Das hat nicht ganz geklappt. Dafür glückte ihm wenigstens die 2964. Panne seiner Präsidentschaft.

Wolfgang Jaschensky

"Das Beste, was Sie für ihre Familie tun können, ist 1-800-995-HOPE wählen", verkündete George W. Bush, als er die Hotline bekanntgeben sollte, die eigens für die verschuldeten amerikanischen Immobilienbesitzer eingerichtet worden ist. Das war sie aber nicht.

George W. Bush

Bush mit Mikro auf der Bühne - da kann die nächste Panne nicht weit sein.

(Foto: Foto: AFP)

Wer dem präsidialen Rat folgt, landet bei der Freedom Christian Academy. Die Schule bietet "eine disziplinierte und eindeutig christliche Umgebung" und "tägliche Bibel-Schulungen" an. Das ist sicher im Sinne des gläubigen Präsidenten, hilft den verschuldeten Hausbesitzern aber wenig, denen eigentlich unter 1-888-995-HOPE geholfen werden sollte.

Immerhin: Es hätte ja noch schlimmer kommen können für Bush. Es hätte zum Beispiel die Hotline der Anonymen Alkoholiker oder der Scientology-Sekte sein können. Ein Zahlendreher kann natürlich jedem passieren. Nur unterlaufen solche Fehler ständig Menschen, deren Name mit "George W." anfängt und mit "Bush" aufhört.

Bushs Pannen und Fauxpas sind ja mittlerweile legendär - und dabei überaus vielschichtig. Manche legen nahe, dass Bush keine Manieren habe, wenn er etwa vor laufender Kamera auf den Boden spuckt oder auf dem Podium stehend mehrmals seiner Frau auf den Hintern klopft. Manche lassen vermuten, dass er kein Gespür für normale soziale Interaktion hat - die Massage-Attacke auf Angela Merkel beim G-8-Gipfel in St. Petersburg kann hier als beispielhaft gelten.

Andere glauben sogar, dass Bush gar nicht der klügste Politiker aller Zeiten sei - etwa wegen seiner Unfähigkeit, sich die Aussprache ausländischer Namen zu merken ("sar-KO-zee"). Und dafür, dass der Präsident sich in Reden und Interviews hin und wieder verhaspelt und vergaloppiert, gibt es nun wirklich unzählige Belege.

Im Spätherbst seiner Präsidentschaft ist jedenfalls klar, dass kein Politiker vor ihm sich so oft blamiert hat - und so sehr zur Belustigung seiner Wähler, nein fast aller Erdenbürger, beigetragen hat. Im Internet ist schon eine kleine Industrie zur Dokumentation der Bush-Pannen entstanden.

Wer ausreichend desinteressiert an Politik ist, kennt Bush inzwischen weniger als mächtigsten Mann der Welt, sondern als denjenigen, der beinahe an einer Brezel erstickt wäre, als den, der den Stinkefinger in die Kamera hält, als den, bei dem die rechte Hand nicht weiß, was die linke Hand tut. Für viele ist er der mächtigste Entertainer der Welt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: