Die schwache Konjunktur und der lahmende Welthandel belasten den Postkonzern DHL. Nachdem das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr bereits in der vergangenen Woche nach unten korrigieren musste, legte es Zahlen für das dritte Quartal vor, denen zufolge das Unternehmen weniger profitabel wirtschaftete als zuvor.
Der Umsatz stieg zwar um 6,2 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis für die Monate Juli bis September ist mit knapp 1,4 Milliarden Euro aber gleich hoch wie im Vorjahreszeitraum. Betrachtet man die ersten neun Monate dieses Jahres, so sank das operative Ergebnis von 4,7 Milliarden auf nur noch vier Milliarden Euro.
Gründe für die negative Entwicklung sind ein weniger lukratives Frachtgeschäft und ein deutlich schwächeres Briefgeschäft: Im dritten Quartal sackte das Volumen der Werbepost in Deutschland um fast 19 Prozent ab. Die Paketmenge stieg zwar, das konnte die gestiegenen Material- und Personalkosten sowie die Einbußen im Briefgeschäft aber nicht ausgleichen.
Auch die Zahl normaler Briefe ging um knapp drei Prozent zurück. Das ist eine Entwicklung, die schon länger andauert, weil immer mehr Kommunikation über digitale Kanäle abgewickelt wird. Zum Jahreswechsel steht eine Portoerhöhung an, mit der die Post mehr Geld einnehmen will. Sie darf allerdings das Briefporto nicht selbst festlegen, sondern sie muss es sich von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen. Bislang plant diese, der Post einen Preisaufschlag um 10,5 Prozent zu erlauben. Das erhöhte Porto soll dann für zwei Jahre gelten. Dem Bonner Konzern, der im Briefgeschäft als Deutsche Post auftritt, ist das zu wenig. Ohne eine stärkere Erhöhung könne der vom Bund gewollte ökologische Umbau des Deutschland-Geschäfts nicht funktionieren, argumentiert DHL-Chef Tobias Meyer. Er erklärte, dass dem Gesetz zufolge bis zu 17 Prozent Erhöhung zulässig sein müssten.
Bundesnetzagentur hat das letzte Wort
Um welchen Betrag das Verschicken von Briefen in Deutschland konkret zum 1. Januar teurer wird, steht noch nicht fest. Die von der Bundesnetzagentur zugebilligte Erhöhung ist ein Durchschnittswert, die Post kann sie unterschiedlich auf die einzelnen Briefarten aufteilen. Bisher kostet ein Standardbrief zum Beispiel 85 Cent.
Zuletzt wurde das Porto Anfang 2022 erhöht, damals um durchschnittlich 4,6 Prozent. Das sei schon damals zu wenig gewesen, argumentiert die Post, daher gebe es nun einen Nachholbedarf. „Es gibt kein anderes europäisches Land, wo das Briefporto langsamer angestiegen ist als die Inflation, das einzige Land ist Deutschland“, sagte Meyer.
Meyer rechnete vor, dass der Konzern in seinem Post- und Paketgeschäft in Deutschland im dritten Quartal 2024 nach Abzug von Einmaleffekten nur rund 100 Millionen Euro verdient habe. Nach seiner Lesart des Postgesetzes müssten es aber 330 Millionen Euro sein. Es wird damit gerechnet, dass die Bundesnetzagentur ihren Vorschlag zur Verteuerung des Briefversands in den kommenden Wochen beschließt – womöglich bleibt es bei den 10,5 Prozent.
DHL steht mit seinen Problemen in der Branche nicht allein. Auch andere Logistik-Unternehmen leiden unter der schlechten Wirtschaftslage. Während der Pandemie erlebte der Online-Handel einen beispiellosen Boom, dieser Effekt ist inzwischen verpufft.