Deutsche Post:DHL will viel mehr Wein transportieren

A pedestrian walks past a distribution centre of German postal and logistics group Deutsche Post DHL in Obertshausen

Verteilzentrum von DHL: Mit der Übernahme will die Deutsche Post ihr internationales Frachtgeschäft ausbauen.

(Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Der Konzern übernimmt die Mainzer Firma Hillebrand, die seit Jahrzehnten Getränke und Schnaps über die Weltmeere schippert. Die Post zahlt dafür einen Milliardenbetrag - aus der Portokasse.

Alles begann mit Weinfässern. Vor 177 Jahren gründete ein junger Mann namens Johann Friedrich Hillebrand in Mainz am Rhein ein Unternehmen, um den vielen Wein der Region per Schiff zu transportieren. Hillebrand expandierte in ganz Deutschland, in zweiter Generation zudem nach Nordamerika. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Spedition mehr und mehr auf Tanks und Container um. Und zum Wein gesellten sich als Transportobjekte auch unvergorene Säfte sowie Bier und Spirituosen.

Mittlerweile ist Hillebrand in gut 90 Staaten vertreten - vor allem dort, wo viel Wein angebaut oder importiert wird. Die Mainzer Firma arbeitet für Getränkekonzerne wie Campari oder Anheuser-Busch Inbev. Und bald wird sie einem anderen Konzern aus Deutschland gehören, der ebenfalls weltweit unterwegs ist: Die Deutsche Post will Hillebrand übernehmen und dafür etwa 1,5 Milliarden Euro zahlen. Das hat der Logistikkonzern am Dienstag mitgeteilt. Bislang gehört Hillebrand einem belgischen Finanzinvestor.

"Eine einmalige Gelegenheit"

DHL will mit dem Zukauf das eigene Seefracht-Geschäft verstärken - und dessen Transportleistung um gut ein Sechstel erhöhen. Die Übernahme sei "eine einmalige Gelegenheit", um die Frachtsparte zu stärken, sagte Post-Finanzvorstand Melanie Kreis. Hillebrand ergänze die bestehenden Geschäfte "hervorragend", so Konzernchef Frank Appel. Die Luft- und Seefrachtsparte stand zuletzt für knapp ein Viertel der Umsätze der Deutschen Post. DHL konkurriert hier mit Unternehmen wie beispielsweise Kühne + Nagel.

Hillebrand zählte zuletzt etwa 2700 Beschäftigte weltweit. Der Spediteur bucht weltweit Container-Kapazitäten bei Reedereien und pflegt entsprechende Partnerschaften. Hillebrand-Chef Cees van Gent hat früher selbst einmal für DHL gearbeitet. Wettbewerbsbehörden müssen den Fusionsplan nun noch prüfen.

Bezahlen will die Post die Übernahme aus der sprichwörtlichen Portokasse - was in diesem Fall durchaus buchstäblich gemeint ist: Der Konzern profitiert davon, dass er deutlich mehr Pakete befördert, seit viele Menschen während der Corona-Pandemie mehr im Internet bestellen. Hinzu kommt, dass sich der Welthandel schneller von der Krise erholt hat, als viele Fachleute erwartet hatten. Kapazitäten auf Containerschiffen und in Frachtflugzeugen gelten derzeit als knapp und teuer.

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