In Deutschland ermittelt die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bochum gegen Dexcar-Verantwortliche nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und WDR unter anderem wegen Betrugsverdacht. Nach Angaben eines Behördensprechers sind "eine Vielzahl von Kunden" im ganzen Bundesgebiet betroffen. Auch in Österreich und Italien laufen Ermittlungen; die Kartellbehörde in Rom verhängte bereits eine Strafe von 400 000 Euro gegen die Firma, die alle Vorwürfe bestreitet. Sie hat ihren Firmensitz in Essen inzwischen geräumt und betreibt die Geschäfte von Weißrussland aus hauptsächlich im Internet weiter.
Dexcar bietet Autofahrern an, für eine verhältnismäßig geringe Einmalzahlung zwischen mehreren hundert und wenigen tausend Euro, sowie nach einer Wartezeit von maximal zwei Jahren ein neues Mietauto 24 Monate lang zu fahren. Weitere Kosten, etwa für Vollkaskoversicherung oder Wartung, würden nicht anfallen. Im Internet finden sich professionell gemachte Video-Werbeclips, die glänzende Luxusautos vor Schlosskulissen zeigen und begeisterte Besucher von Dexcar-Veranstaltungen, die den Managern des Unternehmens stehend applaudieren.
"Das ist ein verbotenes Pyramidensystem, reiner Betrug"
Das System funktioniert aber offenkundig nicht. Ein früherer Dexcar-Vermittler behauptet nach SZ/WDR-Informationen in einer Strafanzeige gegen Firmenverantwortliche, es seien 40 000 Autos bestellt, aber nur 500 ausgeliefert worden. Italienische Ermittler gehen sogar davon aus, dass weniger als ein Prozent der Kunden tatsächlich ihren Wagen bekamen.
Viele Kunden warten zum Teil schon seit Jahren auf die Autos, für die sie bereits gezahlt haben. Oder darauf, ihr Geld zurückzubekommen. Die Firma bestreitet alle Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verleumdungskampagne, wie ihr Gründer und Geschäftsführer Mario Gai auf Anfrage angab. Dexcar liege ein besonders ausgeklügeltes System mit Bestelltabellen zugrunde, das von einem Algorithmus gesteuert werde.
Der mit dem Fall besonders vertraute, österreichische Verbraucherschützer Paul Rusching hält das System hingegen für "mathematisch völlig unmöglich und wirtschaftlich erst recht." Anhand der Unterlage eines Dexcar-Kundenwerbers hat er ausgerechnet, "dass ein Mietwagen seinen Fahrer drei Cent pro Tag kosten würde. Das kann nicht funktionieren." Der Verdacht des Verbraucherschützers: "Das ist ein verbotenes Pyramidensystem, reiner Betrug."