Süddeutsche Zeitung

Devisen und Rohstoffe:Türkische Lira auf Rekordtief

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mischt sich erneut in die Personalpolitik der türkischen Notenbank ein. Der Kurs der Landeswährung sinkt. Am Rohstoffmarkt steigen die Gas- und Ölpreise erneut.

Der Eurokurs hat sich am Donnerstag wenig bewegt. Die Gemeinschaftswährung notierte am Abend bei knapp 1,16 Dollar. Im Fokus am Devisenmarkt stand die türkische Lira. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat sich erneut in die Personalpolitik der Notenbank eingemischt und damit den Weg für neue Zinssenkungen geebnet. Er entließ die beiden stellvertretenden Zentralbankchefs Semih Tumen und Uğur Namık Küçük sowie Abdullah Yavaş, das erfahrenste Mitglied des geldpolitischen Ausschusses. Küçük und Yavaş hatten den selbsternannten "Zinsfeind" Erdoğan zuletzt verärgert, weil sie sich gegen die im vergangenen Monat beschlossene Zinssenkung gestemmt hatten. Die Finanzmärkte zeigten sich wenig angetan, zumal Erdoğan binnen zweieinhalb Jahren bereits drei Notenbankchefs den Laufpass gegeben hatte. Der Kurs der Landeswährung Lira sank zeitweise auf ein Rekordtief von 9,1900 zum Dollar. Sie hat allein in diesem Jahr rund 19 Prozent an Wert verloren. Schuld daran hat Beobachtern zufolge auch die ständige Einmischung Erdoğans in Zentralbank-Angelegenheiten, die das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Währungshüter und in die Lira untergrabe.

Die anziehende Nachfrage mit Beginn der Heizsaison trieb die europäischen Erdgaspreise erneut an. Der an der ICE gehandelte Terminkontrakt gewann um 8,1 Prozent auf 101,20 Euro je Megawattstunde. Preistreiber sind Analysten zufolge die steigende Nachfrage angesichts des kühleren Wetters sowie die anhaltende Unsicherheit über das russische Angebot in den kommenden Monaten. Auch der Ölpreis stieg. Die Notierung für die europäische Ölsorte Brent stieg um 1,2 Prozent auf 84,20 Dollar je Fass und machte damit den Rückgang vom Mittwoch etwas wett. "Ein unerwartet starker Rückgang der US-amerikanischen Benzin- und Destillatvorräte führte zu neuen Käufen", sagte Kazuhiko Saito, Chefanalyst bei Fujitomi Securities.

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SZ vom 15.10.2021 / amon, Reuters, dpa
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