Süddeutsche Zeitung

Devisen und Rohstoffe:Euro fällt nach EZB-Sitzung

Die Europäische Zentralbank bereitet den Boden für weitere geldpolitische Stützungsschritte. Zusammen mit den positiven US-BIP-Daten sorgt dies für Verluste beim Euro.

Der Euro ist am Donnerstag nach dem Zinsbeschluss der Europäischen Zentralbank deutlich gefallen. Die Gemeinschaftswährung notierte am Abend 0,7 Prozent tiefer bei 1,1672 Dollar, nach 1,1750 Dollar im frühen Handel. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat angesichts der zweiten Pandemiewelle und neuen Eindämmungsmaßnahmen der Regierungen die Tür für neue Nothilfen weit aufgestoßen. Die Stäbe der EZB arbeiten laut der Präsidentin bereits daran, wie die Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung im Dezember ihre Instrumente anpassen kann, um auf die Entwicklungen zu reagieren. Das in der Krise geschaffene Anleihenprogramm PEPP sei dabei ein Ansatzpunkt, aber nicht der einzige, betonte Lagarde am Donnerstag nach der EZB-Ratssitzung.

In den USA schaffte die Wirtschaft im Sommer ein Rekordwachstum von aufs Jahr hochgerechnet rund einem Drittel. "Der BIP-Rekordanstieg wird aber eine Eintagsfliege bleiben, denn die wirtschaftspolitischen Impulse lassen bereits nach", sagte Bastian Hepperle, Experte vom Bankhaus Lampe. Dennoch zog der Dollar an.

Am Rohstoffmarkt setzte der Ölpreis seinen Rückgang fort. Ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 3,1 Prozent auf 37,89 Dollar, leichtes US-Öl kostete mit 36,41 Dollar 2,6 Prozent weniger. In Deutschland wurde dem Tourismus für November eine Zwangspause verordnet, in Frankreich müssen die Menschen sogar ganz zuhause blieben. "Die Lockdowns fangen an, auf der Nachfrage in Europa zu lasten, und die Aussichten für den Ölpreis trüben sich ein", sagte Stephen Innes, Chefstratege beim Brokerhaus Axi. Das dürfte auch die Opec auf den Plan rufen, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Eine Erhöhung der Ölförderung ab Januar sei unwahrscheinlich. "Vielmehr wären eigentlich weitere Produktionskürzungen notwendig."

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SZ vom 30.10.2020 / amon, Reuters, dpa
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