Devisen und Anleihen:Pfund mit  starken Verlusten

Der Druck auf die britische Währung nimmt zu. Die Anleger suchen nach Sicherheit und treiben so die Renditen der deutschen Staatspapiere auf ein neues Rekordtief.

Die Machtprobe zwischen dem britischen Parlament und Premierminister Boris Johnson im Brexit-Streit hat die Anleger am Devisen- und Rentenmarkt verunsichert. Das Pfund Sterling fiel zeitweise auf ein Drei-Jahres-Tief von 1,1959 Dollar, erholte sich im Abendhandel und notierte bei knapp 1,21 Dollar. Die in Euro gerechneten Kurse gaben ebenfalls nach. Für ein Pfund mussten zeitweise nur noch 1,0932 Euro gezahlt werden.

Im britischen Parlament wollen Opposition und Abweichler aus der Regierungsfraktion Johnson daran hindern, Großbritannien zum 31. Oktober zur Not auch ohne Scheidungsvereinbarung aus der EU zu führen. Eine Mehrheit für diese Initiative sei wahrscheinlich, prognostizierte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets warnte allerdings vor überzogenem Optimismus. Schließlich könnte die EU eine erneute Verschiebung des Brexit-Termins ablehnen.

Die Unsicherheit rund um den Brexit trieb Anleger in "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von minus 0,743 Prozent. Ihre italienischen Pendants rentierten mit plus 0,855 Prozent ebenfalls so niedrig wie noch nie. Anleger setzten darauf, dass sich die populistische 5-Sterne-Bewegung und die sozialdemokratische PD auf eine Regierungsbildung einigten, sagte Commerzbank-Anlagestratege Rainer Guntermann. Außerdem hofften sie auf massive Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB), um die Konjunktur anzukurbeln. Italien würde davon überdurchschnittlich profitieren. In Erwartung einer Senkung des Einlagenzinses und der Wiederaufnahme der EZB-Anleihekäufe fiel der Euro auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 1,0924 Dollar. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung leicht erholt bei 1,0971 Dollar.

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