Süddeutsche Zeitung

Devisen und Anleihen:Euro verliert weiter an Wert

Die Gemeinschaftswährung notiert so tief wie seit drei Jahren nicht mehr. Experten machen dafür auch die schwächelnde europäische Konjunktur verantwortlich.

Die Talfahrt des Euro ist am Freitag weitergegangen. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise bis auf 1,0826 Dollar und erreichte somit den tiefsten Stand seit drei Jahren. Zum Schweizer Franken notierte der Euro mit 1,0607 Franken auf dem niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. Damit hat die Gemeinschaftswährung gegenüber diesen beiden Währungen seit Jahresbeginn um etwa 3,5 und gut zwei Prozent an Wert verloren. Einen Hauptgrund sieht Commerzbank-Analystin Antje Praefcke in der schwächelnden europäischen Konjunktur. Sie leiste Spekulationen auf eine Zinssenkung der Europäische Zentralbank (EZB) Vorschub. "Zumal die USA mit eher freundlichen Daten punkten können, zuletzt sogar mit einer wieder steigenden Inflationsrate."

In dieses Bild passe die Stagnation der deutschen Wirtschaft im abgelaufenen Quartal, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Dabei kann noch von Glück gesprochen werden, dass nicht ein Minus zu Buche steht." Angesichts der drohenden Belastungen durch die Coronavirus-Epidemie sei eine Besserung nicht in Sicht, warnte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Am Anleihenmarkt trennten sich die Anleger von italienischen Staatspapieren. Das trieb deren Rendite von 0,896 auf 0,927 Prozent. Sie litten unter den jüngsten Konjunkturdaten: Die Wirtschaft in Italien hinkt immer noch der Entwicklung in anderen europäischen Ländern hinterher. Hinzu kommt Streit in der Regierung. Die Partei von Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi boykottierte eine Kabinettssitzung im Streit über eine Justizreform. Ministerpräsident Giuseppe Conte ließ durchblicken, dass er zu einem Rücktritt bereit sein könnte. "In der Regierung knirscht es, und je mehr Zeit ins Land geht, desto stärker merkt man, dass es eine Zweckgemeinschaft ist und die Parteien nicht zusammenpassen", sagte Commerzbank-Experte Marco Wagner.

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Quelle:
SZ vom 15.02.2020
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