Süddeutsche Zeitung

Devisen, Anleihen, Rohstoffe:Euro auf Talfahrt

Eine Zinserhöhung in den USA im März wird immer wahrscheinlicher. Weitere könnten folgen. Das stärkt den Dollar und belastet entsprechend den Euro, der auf den tiefsten Stand seit Juni 2020 fällt.

Die Aussicht auf eine baldige Zinserhöhung in den USA hat am Donnerstag den Dollar nach oben getrieben und den Euro im Gegenzug stark belastet. Die Gemeinschaftswährung fiel deutlich unter die Marke von 1,12 Dollar und notierte am Abend bei 1,1140 Dollar. Das ist der tiefste Stand Anfang Juni 2020. Am Vorabend hatte ein Euro noch 1,1237 Dollar gekostet. Angesichts der hohen Inflation hatte die US-Notenbank Fed nach ihrer Sitzung am Vorabend eine rasche Zinserhöhung signalisiert. Laut Notenbankchef Jerome Powell stehen die Währungshüter für eine Straffung im März bereit, wenn es die Bedingungen erfordern. Wichtige Antworten zur genauen Anzahl der Zinsschritte und zum Abbau der Notenbankbilanz sei Powell aber schuldig geblieben, monierten Analysten. "Die Spekulationen im Markt über Tempo und Höhe der Bilanzverkürzung werden damit nicht abreißen", sagte Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Sollte die Europäische Zentralbank der schnelleren Gangart der Fed doch noch folgen, entstünde Aufwertungspotential für den Euro. Soweit ist es aber noch nicht", konstatierten die Analysten der Helaba.

Am Anleihenmarkt zogen die Investoren angesichts möglicher Zinserhöhungen die Reißleine und trennten sich von Staatspapieren. Im Gegenzug zog die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen deutlich an und näherte sich wieder der Null-Prozent-Marke: Sie stieg bis auf minus 0,023 Prozent nach minus 0,071 Prozent am Mittwoch.

Der stärkere Dollar machte dem Kupferpreis zu schaffen. Das Industriemetall verbilligt sich in der Spitze um knapp zwei Prozent auf 9731 Dollar je Tonne. Die Aufwertung der US-Währung verteuert Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA. Belastet werden die Preise zudem durch Konjunkturängste. Anleger fürchten, dass eine zu deutliche Straffung der US-Geldpolitik der wirtschaftlichen Erholung einen Dämpfer verpassen könnte.

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SZ vom 28.01.2022 / cikr, Reuters, dpa
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