Süddeutsche Zeitung

Deutz AG:Chefwechsel kostet bis zu fünf Millionen Euro

Nach einem Machtkampf einigen sich der Motorenbauer aus Köln und sein langjähriger Chef Frank Hiller auf eine Trennung im Guten. Zuvor war ein Streit um die Frauenquote im Vorstand eskaliert.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Beim Motorenbauer Deutz krachte es Anfang des Jahres in einer Heftigkeit, wie sie selten bekannt wird in der Wirtschaft: Das Unternehmen entließ Knall auf Fall seinen Vorstandschef Frank Hiller; auch der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Bohr wurde zum einfachen Gremiumsmitglied degradiert. Zuvor hatten beide Männer über die Frauenquote in Vorständen gestritten. Und Hiller ätzte noch, er sei gespannt, wie man seinen Abgang Aktionären erklären wolle.

Nun aber haben sich Deutz und der 55-Jährige auf die Modalitäten ihrer Trennung geeinigt - die der Firma einige Millionen kosten wird. Denn Hiller hätte noch einen Vertrag bis Ende 2026 gehabt. Deutz betont, dass man bei der nun fälligen Abfindung die Vorgaben des Corporate-Governance-Kodex befolge. Dieses Leitwerk für gute Unternehmensführung sieht vor, dass abberufene Manager höchstens zwei Jahresgehälter als Abfindung erhalten sollten - egal, wie lang ihr Vertrag noch liefe. In Hillers Fall wären das dem Vergütungsbericht zufolge zwischen vier und fünf Millionen Euro. Beide Seiten verraten die konkrete Zahl nicht; sie könnte freilich ein Thema der nächsten Hauptversammlung Ende April werden.

Der neue Aufsichtsratschef Dietmar Voggenreiter lobt jedenfalls, dass Hiller Deutz "auf den richtigen Kurs gebracht" habe, wichtige Kennzahlen gesteigert und "sicher durch die Corona-Krise geführt" habe.

Hiller zeigt sich offen für einen neuen Chefposten

Doch hinter den Kulissen kritisierte Hiller Ende 2021, dass der Aufsichtsrat um Bohr versucht habe, die Förderung von Frauen im Vorstand zu umgehen. Ein damals neues Gesetz schreibt vor, dass börsennotierte und mitbestimmte Aktiengesellschaften mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern bei nächster Gelegenheit mindestens eine Frau in das Gremium berufen müssen, sofern noch nicht geschehen. Dem Vorstand von Deutz gehörten damals vier Männer an.

Daraufhin erwog der Aufsichtsrat, bestehende Vorstandsverträge geschwind zu verlängern, bevor die Quote greift. Auch sprach Bohr darüber, ob man den Vorstand nicht auf drei Herren verkleinern könnte. Doch beide Versuche scheiterten. Hiller warb stattdessen dafür, dass Deutz eine Frau in den Vorstand berufen sollte, um die Vorgabe zu erfüllen. Das wiederum empfand Bohr als Einmischung in Angelegenheiten des Aufsichtsrats. Die Gewerkschaft IG Metall nannte es einen "Machtkampf" beider Herren.

Hiller zeigt sich nach seinem Abgang bei Deutz offen dafür, künftig ein anderes Unternehmen zu führen, das sich im Umbruch befindet. "So eine Herausforderung muss es sein", sagt der Manager, ohne bereits konkret zu werden. "Transformationsthemen gibt es ja genug."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5557630
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/kläs
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.