Deutschlandsfonds:Heideldruck darf unter den Rettungsschirm

Akute Nachfrageschwäche, akuter Finanzbedarf: Heidelberger Druckmaschinen erhält als erstes Großunternehmen Kredite aus dem Deutschlandsfonds.

D. Deckstein

Heidelberger Druck ist das erste Großunternehmen, das unter den staatlichen Rettungsschirm schlüpfen darf. Dem Antrag des angeschlagenen Weltmarktführers der Druckmaschinenbranche sei stattgegeben worden, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am späten Mittwochabend nach der Sitzung des sogenannten Lenkungsausschusses mit. In welcher Höhe dem Unternehmen unter die Arme gegriffen werden soll, blieb zunächst aber offen. Medienberichten zufolge braucht Heideldruck einen Kredit über 300 Millionen sowie eine staatliche Bürgschaft über 400 Millionen Euro.

Heidelberger Druckmaschinen, ddp

Heidelberger Druck bekommt als erstes Großunternehmen Geld aus dem Deutschlandsfonds.

(Foto: Foto: ddp)

Den Rettungsschirm - offiziell Wirtschaftsfonds Deutschland - für Unternehmen gibt es seit Anfang März, und er ist mit 115 Milliarden Euro gefüllt. Dem Wirtschaftsministerium zufolge liegen inzwischen Anträge von 20 Unternehmen für Großbürgschaften wie für Heidelberger Druckmaschinen vor, die um Kredite von mindestens 150 Millionen Euro und Bürgschaften ab 300 Millionen Euro anstehen. Eine Bedingung für den Wirtschaftsfonds ist allerdings, dass die Probleme der in Not geratenen Firmen nicht durch hausgemachte Managementfehler ausgelöst wurden. Außerdem muss der Haushaltsausschuss des Bundestags den Großkrediten noch zustimmen.

Der Lenkungsausschuss verhandelte am Mittwoch auch über Kredit- und Bürgschaftsanträge der Wismarer Wadan Werft und des Wormser Automobilzulieferers Aksys. Während der Aksys-Antrag abschlägig beschieden wurde, kommt die norddeutsche Werft ebenfalls in den Genuss von Staatsgeldern. Der Einbruch des weltweiten Handelsvolumens veranlasste auch zahlreiche Reedereien, ihre Bestellungen neuer Schiffe zu stornieren.

Akute Nachfrageschwäche

In einer ähnlichen Lage befindet sich auch die Druckmaschinenbranche. Tatsächlich sind die Probleme bei Heideldruck weniger auf jahrelanges Missmanagement als vielmehr auf die grassierende Werbeflaute im Zuge des weltweiten konjunkturellen Abschwungs zurückzuführen.

Als Weltmarktführer bei Bogendruckmaschinen leidet der Maschinenbauer besonders drastisch unter der Nachfrageschwäche, ausgelöst durch wegbrechende Druckaufträge der werbetreibenden Industrie. Das Geschäftsjahr 2008/09, das am 31. März endete, hatten die Heidelberger mit einer Viertelmilliarde Euro Verlust abgeschlossen. Begründet hatte Konzernchef Bernhard Schreier den Einbruch mit Umsatzrückgängen um fast 20 Prozent auf 3,67 Milliarden Euro, allein im vierten Quartal waren die Aufträge um 43 Prozent zurückgegangen und damit regelrecht eingebrochen.

Zu Buche schlugen zudem die bereits voll verbuchten Restrukturierungskosten für den vollzogenen und noch geplanten Stellenabbau. Das kostete Heidelberger Druckmaschinen 180 Millionen Euro, die den Gewinn erheblich schmälerten. Dafür sieht Schreier aber gute Chancen, bereits in diesem Jahr 350 bis 380 Millionen Euro einzusparen. Der Konzern hatte Anfang des Jahres seine Sparbemühungen drastisch verschärft und den Abbau von 5000 der konzernweit 20 000 Stellen angekündigt. Ende des Geschäftsjahres hat sich die Zahl der Mitarbeiter bereits auf 18926 reduziert, und seit Anfang April haben weitere 1400 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.

Außer um Staatshilfe bemüht sich der Konzern seit geraumer Zeit auch um neue Investoren. Heideldruck könne als Marktführer in der Krise die erheblichen Wettbewerbsvorteile halten und sogar ausbauen, so Schreier. Das verspreche bei wieder anspringender Konjunktur entsprechend gute Wachstumsaussichten. Diese optimistische Perspektive scheinen auch die Börsianer zu teilen. Die Nachricht vom genehmigten Rettungsschirm ließ den Kurs der Heideldruck-Aktie am Donnerstag teilweise um mehr als sechs Prozent klettern.

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