Vermögen:Superreiche werden erstmals seit 2008 nicht mehr reicher

China Hainan Rendezvous luxury show

Luxusyachten in einem chinesischen Hafen.

(Foto: dpa)
  • Erstmals seit 2008 ist die Zahl der Dollar-Millionäre zurückgegangen.
  • Auch ihr Vermögen schrumpft: Die größten finanziellen Verluste verzeichneten die Ultrareichen, die über mehr als 30 Millionen Dollar verfügen.
  • Nach den USA und Japan ist Deutschland nach wie vor das Land mit den drittmeisten Superreichen auf der Welt.

Der Club der Dollar-Millionäre schrumpft: Rund um den Globus gibt es noch 18 Millionen von ihnen. Das sind mehrere Zehntausend weniger als noch 2017. Verluste an den Aktienmärkten haben zudem ihr Vermögen verringert. Es sank gegenüber dem vergangenen Jahr in der Summe um fast drei Prozent auf 68,1 Billionen Dollar. Das geht aus einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Capgemini hervor. Es war das erste Minus seit sieben Jahren.

Zugleich verlor der Club der Dollar-Millionäre erstmals seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise wieder Mitglieder - auch in Deutschland. Dort sank die Zahl der Menschen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million Dollar verfügen, der Untersuchung zufolge um gut ein Prozent auf 1,35 Millionen. Das Gesamtvermögen verringerte sich um 3,9 Prozent auf gut fünf Billionen Dollar. Neben internationalen Handelskonflikten, die die Weltwirtschaft belasten, hätten auch die Unwägbarkeiten des Brexit für Verunsicherung gesorgt.

Nach Daten der Bundesbank hat die Flaute am Aktienmarkt bereits Ende 2018 auch in der Breite Spuren hinterlassen. Erstmals seit drei Jahren war das Geldvermögen der Privathaushalte in Deutschland gesunken. Es verringerte sich im vierten Quartal gegenüber dem dritten Vierteljahr um gut 28 Milliarden auf 6,02 Billionen Euro. Börsen-Anleger hatten das verlustreichste Jahr seit der Finanzkrise 2008 erlebt. Der deutsche Leitindex Dax verlor mehr als 18 Prozent.

Trotz des Rückgangs zählt Deutschland weiterhin zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären. An der Spitze stehen die USA, gefolgt von Japan, Deutschland und China. Die vier Länder stellen gemeinsam 61,2 Prozent der Vermögenden weltweit. Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer zufolge dürfte ein Großteil der vermögenden Bundesbürger aus mittelständischen Unternehmen stammen oder entsprechend geerbt haben. Für mehr als ein Viertel des weltweiten Vermögensverlustes stand im vergangenen Jahr China: Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst nicht mehr so rasant wie in der Vergangenheit. Spuren hinterlässt unter anderem der Handelskrieg mit den USA.

Superreiche werden vorsichtiger bei ihren Investitionen

Die größten finanziellen Verluste verzeichneten der Studie zufolge die "Ultrareichen", die über mehr als 30 Millionen Dollar verfügen. Ihr Gesamtvermögen sank um etwa sechs Prozent. "Der weltweite Vermögensrückgang konzentriert sich ganz klar auf diese Gruppe", sagte Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer. Die "Millionäre von nebenan" (eine bis fünf Millionen Dollar) waren am geringsten betroffen. Ihr Vermögen verringerte sich in der Summe nur um 0,4 Prozent. Capgemini berücksichtigt bei seinem jährlich erstellten "World Wealth Report" Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie Rohstoffe oder Hedgefonds, Bargeld sowie Immobilien, sofern sie nicht selbst genutzt werden.

Angesichts weltweiter Unsicherheit wegen internationaler Handelskonflikte und der Abkühlung der Weltkonjunktur ließen vermögende Privatleute Anfang des laufenden Jahres Vorsicht bei ihren Investitionen walten. Laut einer Umfrage unter 2500 Reichen weltweit ersetzten sie im ersten Quartal 2019 teilweise Aktien durch Bargeld. Bargeld machte 28 Prozent des Finanzvermögens aus, Aktien rutschten mit knapp 26 Prozent (minus fünf Prozentpunkte) auf den zweiten Rang ab. "Cash ist eine klassische Parkposition in Zeiten der Unsicherheit", erläuterte Meyer.

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