Deutschlands jüngster Börsenhändler:Millionen per Knopfdruck bewegt

Johannes Minho Roth ist Deutschlands jüngster Börsenhändler - geldgierig und skrupellos wie Bud Fox aus dem Film "Wall Street" will er aber nicht sein.

Linda Behringer

Ich brauche Jungs, die arm, clever und hungrig sind - und ohne Nerven", sagt der millionenschwere Spekulant Gordon Gekko zu dem jungen Börsenhändler Bud Fox in dem Film "Wall Street".

Deutschlands jüngster Börsenhändler: Johannes Minho Roth an der Stuttgarter Börse.

Johannes Minho Roth an der Stuttgarter Börse.

(Foto: Foto: Linda Behringer)

Gekko, gespielt von Michael Douglas, prägte damit schon im Jahr 1987 das öffentliche Bild des erfolgreichen Börsenhändlers. Nach dem Platzen der New Economy und dem allgemeinen Kurssturz gerieten die Börsenhändler aus dem Blick.

Nun aber steht der Dax wieder bei 6000 Punkten, Börse ist wieder ein Thema. Zeit für einen Blick auf Johannes Minho Roth - 27 Jahre alt und seit sieben Jahren bereits Deutschlands jüngster Börsenhändler.

Clever, hungrig, risikobewusst

Roth sei clever, sagt nicht nur sein Chef, und irgendwie wirkt er im Gespräch auch hungrig, hungrig natürlich nach Gewinn. Roth ist aber auch risikobewusst.

Ein Typ, der immer einen Witz parat hat und dennoch überlegt handelt. Der anderen die Tür aufhält. Der so gar nicht dem von Hollywood geschaffenen Klischee des geldgierigen und skrupellosen Börsenhändlers entspricht, der Geld machen will, so schnell und so viel und so brutal, wie es nur geht.

Schon als Kind hat Roth das Auf und Ab der Kurse fasziniert - und der Gewinn, der hinter diesen Zahlen steckt. Früh las er den Kursteil der Zeitung, mit 14 war sein einziges Hobby das Spekulieren. Das ganze Taschengeld setzte er ein, Ferienjobs übernahm er nur, um den Verdienst in Aktien anzulegen. Während seine Schulkameraden in der Pause Tischtennis spielten, handelte er mit Aktien. Mehrere Male stand er vor dem Totalverlust.

"Auf einer Wellenlänge"

In "Wall Street" hat Bud Fox immer wieder damit zu kämpfen, dass er jung und unerfahren ist und ihn Börsenhai Gekko nicht ernst nimmt. Roths Kollegen dagegen haben das Nesthäkchen nie ihren Vorsprung spüren lassen. "Ich war mit denen auf einer Wellenlänge", sagt er.

Millionen per Knopfdruck bewegt

Im Jahr 1999 kam der Halbkoreaner an die Börse Stuttgart. Er fing an im Call-Center, suchte aber rasch das Gespräch mit den Händlern auf dem Parkett.

Schon nach wenigen Wochen trat Roland Hirschmüller, Roths jetziger Chef, an ihn heran und bot einen Job bei der Baader Wertpapierhandelsbank - Alter hin oder her. "Johannes kannte sich sehr gut aus beim Neuen Markt", sagt Hirschmüller. "Ich hatte das so selten erlebt." Er spreche fließend englisch und koreanisch, das sei beim internationalen Aktienhandel ein Vorteil.

Kein Vordiplom - aber einen Job

So kam es also, dass der 20-jährige Roth zwar noch kein Vordiplom in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Stuttgart-Hohenheim hatte - dafür aber einen Job an der Börse. "Seit 12 Jahren beobachte ich die Märkte, das bringt unheimlich viel Erfahrung. Das Studium ist da weniger wichtig", sagt Roth; er hat es im vergangenen Jahr trotzdem beendet.

Während die Studienkollegen mitten in der Bewerbungsphase stecken, ist er in seinem "Büro", das aus einem Schreibtisch auf dem Börsenparkett besteht, das in Wirklichkeit ein Teppichboden ist.

Atemberaubende Geschwindigkeit

Sechs Bildschirme, links befinden sich die ständig aktualisierten Kurstabellen sowie ein Fernseher mit Wirtschaftsnachrichten und einem Newsticker, rechts die Ordertabelle, die immer länger wird, und in der Mitte das Orderbuch. Mit atemberaubender Geschwindigkeit tippt Roth Buchstaben- und Zahlenkombinationen ein und führt durch den Knopfdruck Enter die Order aus, die Banken im Namen ihrer Kunden in Auftrag geben.

Es geht es um Millionen Euro, mehrere tausend Mal am Tag. "Natürlich hat man als Vorgesetzter Sorge, dass die Jungen zu riskant agieren", sagt Roland Hirschmüller. "Da muss man in seinen Mitarbeiter schon viel Vertrauen haben." Das hat er. Hirschmüller ist nicht Gekko, Roth ist nicht Fox, und er hat trotzdem einen Job. Film bleibt Film, und das hier ist die Realität.

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