Weil viele Unternehmen planen, die Preise für Waren und Dienstleistungen zu erhöhen, erwartet das Münchner Ifo-Institut, dass die Inflation wieder ansteigt. „In den kommenden Monaten dürfte sich die Inflationsrate bei etwa 2,5 Prozent und damit über dem Ziel der Europäischen Zentralbank einpendeln“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Konsumenten werden das zu spüren bekommen. Dienstleister wie der Einzelhandel planten die höchsten Preiserhöhungen aller Wirtschaftszweige, so die Wirtschaftsforscher. Ausnahme sei die Baubranche, dort würden die Preise eher fallen. Weitere Gründe für höhere Preise sind die Verteuerung des Deutschlandtickets sowie die Anhebung des CO₂-Preises für Benzin, Heizöl und Gas.
Im Dezember stieg die deutsche Inflation auf 2,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte und damit seine Schätzung zu Monatsanfang bestätigte. Das ist der höchste Stand seit fast einem Jahr, die Teuerungsrate stieg den dritten Monat in Folge. Im November und im Jahresschnitt 2024 lag sie bei 2,2 Prozent. Viele Lebensmittel und Dienstleistungen sind teurer geworden, was vor allem die einkommensschwachen Haushalte belastet.
Die Europäische Zentralbank strebt im Schnitt eine Inflation von zwei Prozent an. Deutschland als größte Volkswirtschaft in der Währungsunion trägt rund ein Viertel zur Preisentwicklung in der Euro-Zone bei. Dort lag die Inflation im Dezember bei 2,4 Prozent. Die Inflationsgefahr ist daher nicht gebannt, auch wenn die EZB inzwischen die Geldpolitik wieder lockert. Die Währungshüter haben 2024 viermal die Leitzinsen gesenkt – zuletzt im Dezember um 0,25 Prozentpunkte. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank ihr Geld horten können und der mittlerweile als wichtigster Leitzins für die Euro-Zone gilt, liegt aktuell bei drei Prozent.
EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sagte in einem Interview mit der österreichischen Zeitung Der Standard, die Notenbank müsse mit ihren Zinssenkungen ein Mittelfeld ansteuern, um die Inflation in Schach zu halten und nicht noch die aktuelle Konjunkturschwäche zu verstärken. „Wenn sie zu schnell fallen, wird es schwierig, die Teuerung im Dienstleistungssektor in den Griff zu bekommen“, sagte er. Man wolle aber auch vermeiden, dass die Sätze zu lange zu hoch bleiben. Denn dann würde sich die Inflation so stark abschwächen, dass die Teuerung deutlich unter den EZB-Zielwert von zwei Prozent fallen könnte. „Das ist auch nicht wünschenswert.“
Vor allem im Dienstleistungssektor ist die Inflation mit 3,9 Prozent immer noch viel zu hoch. Am 30. Januar wird die EZB über die weitere Zinsentwicklung entscheiden. Experten erwarten, dass die Leitzinsen trotz des anhaltend hohen Preisniveaus in einigen Wirtschaftssektoren weiter abgesenkt werden.