Was den einen erfreut, schmerzt den anderen, so ist es ja meistens. Die eigene Wohnung macht da keinen Unterschied: Während Mieter wie Kaufinteressenten stöhnen, wenn es wieder teurer wird, sprechen Banker von einer positiven Entwicklung. Aber zumindest die Fakten sind klar – und zeichnen gerade ein ziemlich eindeutiges Bild am Immobilienmarkt. Die Preise ziehen stark an, zu Jahresbeginn lagen sie deutlich über dem Niveau von vor einem Jahr, wie die jüngste Auswertung des Verbands der Pfandbriefbanken (VDP) zeigt. Und zwar über alle Kategorien hinweg.
Demnach lagen die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen im ersten Quartal im bundesweiten Durchschnitt 2,3 Prozent höher als im Vorjahr, bei Mehrfamilienhäusern lag das Plus sogar bei 4,8 Prozent. Die Preise für selbst genutztes Wohneigentum stiegen damit das vierte Quartal in Folge – liegen allerdings nach den starken Rückgängen in der Zeit davor immer noch ein Stück unter den Rekordwerten von Mitte 2022.
Zu ähnlichen Ergebnissen waren zuletzt bereits Forscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) aus Kiel in ihrem Greix-Index gekommen. Sie beobachten allerdings die tatsächlichen Transaktionen in bestimmten Städten, der VDP wertet dagegen deutschlandweit die Daten zu Immobilienfinanzierungen von mehr als 700 Banken und Sparkassen aus. „Das Abwarten hat ein Ende“, sagte IfW-Immobilienmarktexperte Jonas Zdrzalek zu den Greix-Zahlen. „Wer kaufen will, hat sich offenbar mit den neuen Gegebenheiten arrangiert – und spekuliert darauf, dass der Immobilienmarkt vorerst seinen Tiefpunkt erreicht hat.“
Der Zins-Sprung vom März ist wohl nicht voll abgebildet
Ob das aber so weitergeht, das hält VDP-Geschäftsführer Jens Tolckmitt für längst nicht ausgemacht. Es bleibe abzuwarten, „ob die Preise im zweiten Quartal die recht deutliche Aufwärtsbewegung bestätigen können“, sagte er. Zwar wurden zuletzt wieder mehr neue Baufinanzierungen vergeben, allerdings sei in den Preisdaten der deutliche Zinssprung vom März noch nicht voll abgebildet, so Tolckmitt. Damals hatten die Pläne von Union und SPD für eine Lockerung der Schuldenbremse und ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für die Infrastruktur die Renditen der Bundesanleihen in die Höhe getrieben. Und damit auch die Kreditzinsen für Häuslebauer und Wohnungskäufer. Hinzu kommt die allgemeine Verunsicherung, wie es mit der deutschen Wirtschaft – und damit den Jobs – in einem möglichen weltweiten Handelskrieg weitergeht.
Inzwischen sind die Zinsen zwar wieder etwas gesunken, nach Daten des Kreditvermittlers Interhyp liegen sie für eine Immobilienfinanzierung mit zehnjähriger Zinsbindung derzeit im Schnitt bei etwa 3,5 Prozent. Das ist allerdings immer noch spürbar mehr als um den Jahreswechsel herum, als es solche Kredite im Schnitt einen Drittelprozentpunkt billiger gab. Das mag nach einem geringen Unterschied klingen – über die Jahrzehnte, in denen ein Haus typischerweise abgezahlt wird, kann die Differenz aber schnell einen fünfstelligen Betrag ausmachen.
Überdurchschnittlich groß fielen die Preissteigerungen zuletzt in den sieben größten Städten des Landes aus. Um durchschnittlich 4,6 Prozent verteuerte sich Wohneigentum dort im ersten Quartal auf Jahressicht. Spitzenreiter waren demnach Köln und Frankfurt mit Preisaufschlägen von jeweils mehr als fünf Prozent, vergleichsweise gedämpft war die Entwicklung dagegen in Stuttgart mit lediglich 1,9 Prozent höheren Kaufpreisen. Ganz anders verlief dagegen die Entwicklung bei neuen Mietverträgen: Hier zahlten Wohnungssuchende in der Landeshauptstadt mit 4,7 Prozent deutlich mehr als noch vor einem Jahr, höher war die Steigerung lediglich in Berlin mit 4,9 Prozent.
Wie es mit Miet- und Kaufpreisen weitergeht, dürfte nun wohl auch von den Vorhaben der neuen Bundesregierung abhängen. In der vergangenen Woche hatte die SPD-Politikerin Verena Hubertz das Bundesbauministerium übernommen – und damit auch große Erwartungen, die bisher unerfüllt geblieben waren. So hatte sich die Ampel-Koalition einst vorgenommen, jährlich 400 000 neue Wohnungen zu bauen, davon 100 000 Sozialwohnungen. Das Ziel wurde nie erreicht. Fürs laufende Jahr rechnet die Baubranche nur mit gut der Hälfte, viel weniger als Experten eigentlich für nötig halten. Das spräche dann doch eher für weiter steigende Kauf- und Mietpreise.