Deutschland im Aufschwung:Die Geschenkzeit ist vorbei

Die Wirtschaft wächst kräftig, der Standort Deutschland steht im internationalen Vergleich blendend da. Das schafft Spielräume - die Politik muss nun von Krise auf Aufschwung umschalten.

Björn Finke

Deutschlands Stärke spricht sich rum. Nach dem Absturz der Konjunktur im Krisenjahr 2009 wird die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr wohl ähnlich schnell zunehmen wie zum Höhepunkt des vergangenen Aufschwungs 2006, schätzen Forschungsinstitute. Und nach Meinung des Weltwirtschaftsforums und von mehr als 13.500 befragten Experten ist die Bundesrepublik inzwischen das wettbewerbsfähigste Land unter jenen Staaten, die den Euro eingeführt haben. Die Gewerkschaften werden bei Tarifverhandlungen sicher immer wieder gerne an dieses Umfrageergebnis erinnern.

Und das zu Recht. Die Löhne sind hierzulande seit der Jahrtausendwende so langsam gestiegen wie nirgendwo sonst in der EU. Außerdem verzichteten viele Beschäftigte 2009 wegen der Krise auf Teile ihres Gehalts. Das sind gute Gründe, um bei den Bezügen im Aufschwung draufzusatteln. Haben die Bürger mehr Geld in der Tasche, wird im Übrigen der Konsum angeschoben, die Konjunktur bekäme neben dem boomenden Export ein zweites Standbein.

Doch sollten nicht nur Gewerkschaften und Arbeitgeber ihre Schlüsse aus der Studie zur Wettbewerbsfähigkeit ziehen, sondern auch Politiker. Die Wirtschaft wächst kräftig, der Standort Deutschland steht im internationalen Vergleich blendend da. Die Politik muss daher ebenfalls von Krise auf Aufschwung umschalten. Es war richtig, in der Rezession Konjunkturprogramme auf Pump aufzulegen und für klamme Firmen zu bürgen. Aber die Zeit der Geschenke ist vorbei; jetzt, da es wieder läuft, sind Sparen und Schuldenabbau angesagt, damit im nächsten Abschwung Reserven da sind. Eine starke Wirtschaft braucht man nicht zu päppeln.

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