Deutschland:Ein Aufschwung wie aus dem Bilderbuch

Die Wirtschaftsforscher sind guter Dinge: Deutschlands Konjunktur hat überraschend deutlich an Fahrt gewonnen. Selbst der Arbeitsmarkt soll sich kräftig erholen.

"Der Aufschwung setzt sich 2007 kraftvoll fort", erklärte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) und hob am Montag seine Wachstumsprognose deutlich an.

Das DIW in Berlin rechnet im ersten Quartal mit einem etwas stärken Wachstum als erwartet und der Internationale Währungsfonds sagte eine Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs in Deutschland voraus.

Statt bisher 2,1 Prozent Wachstum erwarten die Wirtschaftsforscher des Kieler IfW nun eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 2,8 Prozent in diesem Jahr. 2006 waren es 2,7 Prozent.

Die Auftragsbestände der Unternehmen seien so hoch "wie seit langem nicht mehr", schreiben die Experten in der neuen Prognose.

Sie vergleichen die gegenwärtige Situation mit dem Boom von 1990 nach der Wiedervereinigung. Die Kapazitätsauslastung der Industrie sei mit 87,5 Prozent für Gesamtdeutschland auf den höchsten Stand jemals gestiegen.

Das IfW erwartet für 2007 eine Verlagerung des Wachstumsschwerpunktes weg vom Export und hin zum Binnenmarkt: "Im laufenden Jahr wird die Binnenkonjunktur schwungvoll bleiben und die wesentliche Stütze des Aufschwungs sein", hieß es. Die Konsumausgaben stiegen und sogar der jahrelang schwache Wohnungsbau ziehe an.

Im kommenden Jahr aber "verliert der Aufschwung an Fahrt, nicht zuletzt auf Grund stärkerer Lohnsteigerungen", erwarten die Kieler Forscher. Sie gehen aber vor allem auf Grund des hohen Wachstumsniveaus zu Jahresbeginn 2008 von einem Plus von immer noch 2,4 Prozent für das Gesamtjahr aus.

Gutes Aussichten für den Arbeitsmarkt

Gute Aussichten bestehen nach Forschermeinung auf dem Arbeitsmarkt: Nach einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 10,8 Prozent im Jahr 2006 fällt die Arbeitslosigkeit 2007 auf 8,8 Prozent und 2008 weiter auf 8,0 Prozent.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet ebenfalls eine Fortsetzung des kräftigen Konjunkturaufschwungs in Deutschland.

Dabei gebe es sogar noch Potenzial nach oben, sagte der stellvertretende IWF-Direktor John Lipsky dem Handelsblatt: "Ich bin optimistisch, dass der Aufschwung in Deutschland noch eine ganze Zeit weitergehen wird."

Die Bundesrepublik habe in den vergangenen Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit auf allen Ebenen deutlich verbessert, das Land ernte jetzt die Früchte der eingeleiteten Reformen.

Auf diesen Lorbeeren dürfe sich Deutschland allerdings nicht ausruhen: "Nicht nur der Staat, auch die Privatwirtschaft kann die Effizienz und Produktivität noch weiter steigern", sagte Lipsky. Als exportorientiertes Land habe Deutschland gar keine andere Wahl, wenn es sich an den Weltmärkten durchsetzen wolle.

Die jüngsten Turbulenzen auf den Finanzmärkten sollten nach Einschätzung des IWF-Vize nicht überbewertet werden. Die Weltwirtschaft befinde sich weiter in einer stabilen Wachstumsphase.

Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wächst die deutsche Wirtschaft im ersten Vierteljahr trotz der Mehrwertsteuererhöhung stärker als erwartet.

Laut DIW legte die Wirtschaftsleistung saison- und kalenderbereinigt knapp 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu und damit stärker als in der Vormonatsprognose von gut 0,4 Prozent erwartet. Wichtigste Triebfeder sei die Industrieproduktion.

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