Deutschland:Bald 80 Cent für einen Brief?

Die Post denkt über eine Porto­erhöhung nach. Grund: Die Mengen gehen zurück und die Kosten steigen, zum Beispiel die für die Zusteller.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Postkunden müssen sich darauf einstellen, dass das Porto im nächsten Jahr steigen wird. Wie Bild am Sonntag berichtet, erwägt die Deutsche Post, den Standardbrief von 70 Cent auf 80 Cent zu verteuern. Zwar weist ein Sprecher die Zahl als Spekulation zurück, da die Bundesnetzagentur zunächst den Rahmen für eine Erhöhung vorgeben müsse. Allerdings läuft die aktuelle Preisvorgabe Ende dieses Jahres aus. Dann dürfte es teurer werden.

Wie stark ist das Porto zuletzt gestiegen?

Im Jahr 2010 kostete es 55 Cent, einen Standardbrief zu verschicken. Zuletzt hat die Post dieses Porto 2016 erhöht, auf 70 Cent. Das entspricht einer Steigerung um 27 Prozent binnen sechs Jahren, während die allgemeinen Verbraucherpreise im selben Zeitraum nur um gut sieben Prozent stiegen. Die Post verweist darauf, dass ihre Personalkosten steigen und immer weniger Briefe verschickt werden. Sollte der Konzern das Porto tatsächlich auf 80 Cent erhöhen, hätte sich der Standardbrief binnen neun Jahren um 45 Prozent verteuert.

Wie läuft eine Portoerhöhung ab?

Die Bundesnetzagentur wird spätestens im Herbst festlegen, wie stark die Briefpreise Anfang 2019 höchstens steigen dürfen. Dazu berücksichtigt die Behörde auch, wie viel Gewinn die Deutsche Post erzielt im Vergleich zu anderen Beförderern in Europa. Sobald der Rahmen steht, will die Post entscheiden, welche Preise sie anheben möchte, etwa für Standardbriefe oder Postkarten. Schließlich muss die Bundesnetzagentur die Erhöhungen genehmigen.

Ist die Deutsche Post relativ teuer?

Wie teuer ein Standardbrief ist, unterscheidet sich in Europa stark. Bisher liegt die Deutsche Post im Mittelfeld. Laut Bundesnetzagentur ist das Porto in 15 Staaten teurer als hierzulande. Spitzenreiter ist Dänemark mit 3,63 Euro. Hingegen ist die Post in 13 Staaten günstiger als in Deutschland, allen voran in Malta mit 26 Cent.

Wie steht es wirtschaftlich um die Post?

Der Konzern erwirtschaftet mit seiner Brief- und Paketsparte hohe Gewinne. Doch während das Paketgeschäft vom Onlinehandel profitiert, verschicken Privatleute und Firmen immer weniger Briefe. Im vergangenen Jahr hat die Post hierzulande 12,7 Milliarden Briefe zugestellt, im Jahr 2010 waren es noch 14,7 Milliarden. Post-Chef Frank Appel hat bereits Anfang Mai angekündigt, dass die Post sowohl bei Briefen als auch bei Paketen ein höheres Porto erwäge. Der Manager sagte damals, dass ihm ein einziger Schritt lieber wäre als viele kleine Erhöhungen. Damit reagiert Appel auch darauf, dass die Kosten in der Brief- und Paketsparte Anfang dieses Jahres stärker gestiegen sind als die Umsätze. Das liegt unter anderem daran, dass die Boten höhere Tariflöhne ausgehandelt haben.

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